Von Gustav Klimt bis Damien Hirst erlagen viele im Westen der japanischen Blumenpracht. Der Retter der Zierkirschen-Vielfalt aber war ausgerechnet ein Engländer. Ein neues Buch stellt Collingwood „Cherry“ Ingram vor.
Um wenige Tage nur hat Gustav Klimt die Kirschblüte versäumt: Als ziemlich genau vor einem Jahr die bislang größte Klimt-Ausstellung in Tokio eröffnete, war das Spektakel gerade vorüber. Klimt, der Japan-Liebhaber, der so ungern reiste, wäre wohl begeistert gewesen von der Pracht, denkt man an die Blumenorgien in seinen eigenen Gemälden, bei denen er allerdings heimische Sorten bevorzugte – Rosen, Mohn, Sonnenblumen, blühende Apfel- und Birnenbäume. Diese regionale Übersetzung japanischer Einflüsse ist typisch für Klimts Werk, in den leeren goldenen Hintergründen, in der reichen Ornamentik erkennt man, wie er, dem Asia-Faible der Zeit um 1900 entsprechend, japanische Farbholzschnitte, Malerei und Stoffe studiert hat.
Japan weiß seine Bemühungen zu schätzen – Klimt ist dort ein Star, die Belvedere-Ausstellung voriges Jahr war ein immenser Erfolg, trotz des wohl noch nachwirkenden Hanami-Katers. Hanami heißt das rituelle Picknick, das – gern auf blauen Plastikdecken – unter der vollen Kirschblütenpracht gefeiert wird. Die Belegschaften ganzer Firmen schweißen sich so zusammen, mit scheinbar nie ausgehendem Essen und ähnlich viel Alkohol. „Hanami“ heißt auch das gerade im S.-Fischer-Verlag auf Deutsch erschienene, für den europäischen Raum überarbeitete Buch von Naoko Abe.