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Tod eines Nebendarstellers

Spielten in Blockbustern und Klassikern: Danny Aiello (links) und Brian Dennehy.
Spielten in Blockbustern und Klassikern: Danny Aiello (links) und Brian Dennehy.(c) Wikimedia, Wikimedia / Justin Hoch
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Oder: Warum die Länge von Nachrufen auch von der Nachrichtenlage abhängt.

Nach einer weiteren absolvierten Woche voller gespenstischer Grafikbalken, die steigende Zahlen von anonymen Erkrankten und namenlosen Todesfällen veranschaulichen sollen, wollen wir uns hier einem jüngst Verstorbenen zuwenden, dessen Namen zwar nur wirklich Filminteressierten etwas sagt, dessen Gesicht aber den allermeisten bekannt vorkommen wird, die in den vergangenen 40 Jahren einigermaßen regelmäßig Filme im Kino oder im Fernsehen gesehen haben. Brian Dennehy ist am Mittwoch im Alter von 81 Jahren gestorben.

Das ist nicht nur deshalb medial ziemlich untergegangen, weil sich gerade alles nur um Corona dreht und der Schauspieler nicht am Virus erkrankt war, sondern auch weil es sich bei Dennehy um einen klassischen Nebendarsteller handelt. Ähnlich übrigens wie sein Kollege Danny Aiello, der erst vor vier Monaten gestorben ist und uns wie Dennehy einfällt, wenn wir an einen US-Hollywood-Cop denken. Nebendarsteller bekommen ausführlichere Nachrufe nur, wenn die Nachricht von ihrem Ableben an nachrichtenarmen Tagen zu einer produktionsgünstigen Zeit einlangt, niemand Bedeutenderer gestorben ist und der Filmkritiker gerade Zeit und einen Faible für sie hat.

Dennehy sorgte mit seinen Auftritten dafür, dass Robert Redford, Silvester Stallone, Leonardo DiCaprio, William Hurt, Klaus Maria Brandauer und Harrison Ford ungestört glänzen konnten, um nur einige Kollegen zu nennen, mit denen Dennehy gedreht hat. Unter seinen zahlreichen Filmen findet sich vom Blockbuster über ziemlichen Schrott bis zu Klassikern so ziemlich alles, folgende könnte man sich sogar gelegentlich wieder einmal anschauen: „10“ (mit Bo Derek), „Rambo I“, „Gorky Park“, „Staatsanwälte küsst man nicht“, „Der Bauch des Architekten“, „Georg Elser“, „Aus Mangel an Beweisen“ und „William Shakespeare's Romeo + Juliet“ (DiCaprio und Homeland-Claire Danes spielen darin ziemlich trashig das berühmteste Liebespaar der Welt). Und wir merken uns jetzt den Namen.

florian.asamer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.04.2020)

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