Kunstwerte

Messemüdigkeit

Die gestiegene Dichte an Messen hat in den letzten Jahren zu einer Übersättigung geführt. Wegen Corona wird der Herbst voller denn je. Das könnte schiefgehen.

Es wird eng werden, verdammt eng. Ab September werden die größten internationalen Kunstmessen um Besucher und Käufer konkurrieren und das in einem schon vor Coronazeiten dichten Messekalender. Die Art Basel, die Mutter aller Kunstmessen, hat ihre 50. Ausgabe von Juni auf den 17. September verlegt, parallel dazu ziehen auch die Satellitenmessen mit, wie etwa die Liste. Vom Frühjahr in den Herbst verlegt wurden auch die Art Cologne, das Berlin Gallery Weekend, die Premiere der Messe Eye of the Collector in London und die Tefaf New York Spring, die allerdings die Herbstmesse ersetzt. Diese zusätzlichen Messen treffen auf Big Players wie die Frieze London, die Fiac in Paris, die Expo Chicago und zahlreiche kleinere Messen, wie die Cologne Fine Art & Design, die Münchner Messen, allen voran die Highlights und ja, auch die Viennacontemporary.

Zu enges Timing. Das stellt nicht zuletzt die Aussteller vor enorme Herausforderungen. So liegen jetzt zwischen der Art Basel und der Frieze London gerade einmal 14 Tage. Viele Galerien stellen auf beiden Messen aus. Hier in so kurzer Zeit genügend gutes Material für die zwei wichtigsten internationalen Messen für moderne und zeitgenössische Kunst aufzustellen, wird schwer. Zudem sind einige auch noch auf weiteren Messen im Herbst vertreten. Das könnte dazu führen, dass wiederum Messen einen Teil ihrer Aussteller verlieren, weil diese Prioritäten werden setzen müssen.

Tatsächlich sind Messen für den Handel sehr wichtig. Laut Art Market Report wurden im Vorjahr auf Messen 16,6 Milliarden Dollar umgesetzt. Der Anteil der auf Messen erzielten Umsätze ist in den letzten zehn Jahren von 30 auf 45 Prozent gestiegen. Allerdings ist auch die Zahl der Veranstaltungen enorm gestiegen, von 55 zur Jahrtausendwende auf aktuell gut 300. Das ist für Kunstsammler, die daneben noch Auktionen, Biennalen und Vernissagen geboten bekommen, kaum noch zu bewältigen. Nicht umsonst war in den letzten Jahren vermehrt von Fairtigue, also Messemüdigkeit die Rede. Der verzweifelte Versuch der Veranstalter, im zweiten Halbjahr aufzuholen, was im ersten verloren gegangen ist, scheint mir kaum die richtige Antwort für ein ohnehin messemüdes Publikum, das sich zudem auch erst vom Coronaschock erholen muss.

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