Um die Epidemie einzudämmen und auf einen möglichen Patientenansturm gerüstet zu sein, wurde das Gesundheitssystem fast vollständig auf das Coronavirus ausgerichtet. Mit möglicherweise folgenschweren Nebenwirkungen.
Vor drei, vier Wochen in Wien: Eine Frau um die 40 erkrankt mit Symptomen wie Husten, Halsschmerzen, Fieberschüben und Atemnot. Da diese Beschwerden typisch für Covid-19 sind, ruft sie die Gesundheitsnummer 1450 an und beschreibt ihren Zustand, wird aber nicht getestet. Sie sei kein Verdachtsfall, weil sie keinen nachweislichen Kontakt zu einer infizierten Person hatte und sich auch nicht in gefährdeten Regionen wie etwa Tirol oder Norditalien aufhielt. Sie solle ihren Hausarzt kontaktieren.
Was sie auch macht. Dieser überweist sie nach einer telefonischen Anamnese zu einem Lungenfacharzt, ihr Krankheitsbild erfordere einen Spezialisten. Daraufhin kontaktiert sie nicht weniger als acht Lungenfachärzte, um einen Termin zu bekommen, wird aber jedes Mal abgewiesen mit der Begründung, keinen negativen Coronavirus-Test vorweisen zu können. Also ruft sie – mittlerweile hat sich ihr Zustand weiter verschlechtert, sie kann keine Treppe mehr steigen, ohne in Atemnot zu geraten – erneut bei 1450 an und bittet um einen Test, da sie sonst von keinem Lungenfacharzt mit Kassenvertrag behandelt wird. Und bekommt ihn wieder nicht. Sie sei nun einmal kein Verdachtsfall.