Genuss in Coronazeiten

Ein Takeaway mit Ablaufdatum: "Bis die Wirte wieder aufsperren"

Anna Burghardt
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Robert Stark versorgt Wiener nun mit Weinen und Essen im Glas von einigen der besten Köche des Landes - solange die Lokale geschlossen haben müssen.

Ein paar Tage hat er darüber nachgedacht, am Karfreitag dann entschieden: Robert Stark wird für derzeit noch unbestimmte Zeit im Wiener Servitenviertel sesshaft. „Bis die Wirte wieder aufsperren“ ist das Motto des temporären „Robert Starks Takeaways“ Ecke Hahngasse/Grünentorgasse. Der Weinhändler sagt freilich auch gern kokett Restaurant dazu, trocken ergänzt mit: „Restauranteröffnung des Jahres“. „Es ist ein Restaurant, das genau in die Zeit passt.“ Ohne Kontakt zwischen Gast und Service, ohne Gehuste am Nachbartisch. Bestellt wird mit Mundschutz, gegessen und getrunken ohne – zuhause, in Sicherheit.

Und wer kocht hier? Einige der besten Köche des Landes: Zum Beispiel Lukas Mraz, Philip Rachinger, Jürgen Csencsits, Alexander Mayer, Max Stiegl... Bald soll sich auch Österreichs einziger Drei-Sterne-Koch, Juan Amador, in Form von fertigen oder fast fertigen Gerichten zum Mitnehmen zu seinen Kochkollegen zwängen: in den kleinen Kühlschrank, der gleichsam Küche und Gastraum von Robert Starks „Restaurant“ auf Corona-taugliche Art ersetzt. Für ein Menü aus der Hand von mehreren Köchen haben internationale Vielesser Begriffe wie Four-Hands-Dinner oder Collaboration Dinner parat, hier soll ähnliches möglich sein - nur dass die Gerichte aus dem Einmachglas auf den Teller oder in die Schüssel kommen.

Anna Burghardt

Genau betrachtet ist dieses Lokal auf Zeit natürlich einfach eine Wein- und Essen-im-Glas-Handlung. Aber die Reaktionen der ersten Kunden am vergangenen Eröffnungssamstag zeigen, dass derartiges Einkaufen doch ein bisschen als Ersatzrestaurantbesuch gesehen wird – wenngleich es uriger, einfacher zugeht als gewohnt: ins Gut Purbach per Lammcurry, zum Herkner per Szegediner Krautfleisch, ins Mraz & Sohn per Liptauer mit süß-sauren Pfefferoni oder Reisfleisch (den ungekochten Reis bekommt man extra dazu, im kleinen Papiersackerl mit dem aktuellen Gurkerl-Logo des Brigittenauer Zwei-Sterne-Lokals). Dazu gibt es Weine, die man in den jeweiligen Lokalen womöglich auch getrunken hätte: von Jutta Kalchbrenner alias Jutta Ambrositsch, Christian Tschida, Claus Preisinger, Tina Pfaffmann, Lichtenberger-Gonzalez und anderen. Champagner in allen möglichen Flaschengrößen kommt von der Winzervereinigung De Saint-Gall.

Der gebürtige Bregenzer Robert Stark ist bereits seit 23 Jahren als Weinhändler im Geschäft. Dazu kommen einige Gastroexkurse, wie der 44-Jährige es nennt, etwa als Sommelier in Lech oder, „weil man ja in Lech immer Sommerfreizeit hatte“, als One-Man-Show im Heurigen-Pop-up im Purbacher Kloster am Spitz. Seit einem knappen Jahrzehnt lebt Stark in Wien, er war Sommelier im Sinohouse und konzentrierte sich dann ganz auf den Handel. Seit den Coronaschließungen fehlen ihm wie seinen Weinhändlerkollegen die Umsätze aus der Gastronomie. „Das war der eine Grund, warum ich das hier jetzt mache.“ Der zweite: Auch die Gastronomen und Köche, die Stark normalerweise beliefert, und die Winzer kämpfen mit der Ausnahmesituation. In seinem Takeaway spannt er jetzt alle zusammen. Die Weine sind ein Teil des Sortiments seines Handelsunternehmens Reiner Wein, dessen Herzstück wiederum die Nador-Weine von der ungarischen Seite des Eisenbergs sind, derzeit ausschließlich Blaufränkisch, also Kékfrankos.

Die großzügigen ebenerdigen Räumlichkeiten mit diverser Kunst an den Wänden konnte Robert Stark dank der Bekanntschaft mit dem Eigentümer rasch und unbürokratisch beziehen. Auf einem zentralen langen Hochtisch präsentiert er die verfügbaren Weine samt Preisschildern, die weiteren Flaschen lagern in Kisten auf dem Boden. Genauso wichtig ist der erwähnte Kühlschrank, die Speisekarte, wenn man so will. Eine Verlängerung des Takeaways sei übrigens nicht geplant. „Sobald die Lokale wieder aufsperren dürfen, werde ich ja wieder meine Wirte betreuen.“

Robert Starks Takeaway

Robert Starks Takeaway hat soeben im Servitenviertel eröffnet: als temporäre Weinhandlung (nur solange die Lokale geschlossen haben), in der auch Essen von verschiedenen (Sterne-)Köchen im Glas zu haben ist. Die Weine stammen aus dem Sortiment von Starks Handelsunternehmen Reiner Wein, zu essen gibt es etwa Reisfleisch aus dem Mraz & Sohn, Rieslingbeuschl von Pichlmaiers Zum Herkner, Fischsuppe von Jürgen Csencsits... Lammcurry von Max Stiegl...
Hahngasse 14, 1090 Wien, Di-Fr 15-19 Uhr, Sa 11-15 Uhr. Tel: 0664/5870591

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