Familiäre Gewalt

Italien: Gewalt gegen Frauen nimmt zu, 74 Prozent mehr Hilferufe

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In Italien haben im Zeitraum zwischen dem 2. März und dem 4. April 2867 Frauen bei Anti-Gewaltzentren um Hilfe gebeten, das sind 74,5 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum 2019

In Zeiten der Ausgangssperre verschärft sich in Italien das Phänomen der familiären Gewalt. In Italien haben im Zeitraum zwischen dem 2. März und dem 4. April 2867 Frauen bei Anti-Gewaltzentren um Hilfe gebeten, das sind 74,5 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum 2019, meldete die italienische Frauenministerin Elena Bonetti am Sonntag.

Bei 28 Prozent der Hilferufe handelt es sich um Frauen, die sich zum ersten Mal an Anti-Gewalt-Zentren gewendet haben. "Die Ausgangssperre infolge der Coronavirus-Epidemie ist für viele Frauen, die Gewalt erleiden, ein Notstand im Notstand, denn sie sind gezwungen, während der Quarantäne mit Männern eingesperrt zu sein, die sie misshandeln", sagte die Ministerin.

Mit der App zu Anti-Gewalt-Zentren

Die Regierung richtete eine App ein, mit der Frauen über das Smartphone Anti-Gewalt-Zentren kontaktieren und mit Experten in Verbindung kommen können, ohne telefonieren zu müssen. Die Hotline 1522, die Anzeigen im Falle von häuslicher Gewalt sammelt, ist trotz Coronavirus rund um die Uhr aktiv. Eine Million Euro stellte die Regierung für Heime, in denen Opfer häuslicher Gewalt untergebracht werden können, zur Verfügung.

Der Frauenschutzverband "Staffetta democratica" (Demokratische Staffel) hat sich mit der italienischen Regierung auf eine Initiative geeinigt, die es Frauen ermöglichen soll, auch in Apotheken um Hilfe bei Gewalt zu ersuchen. "Apotheken sind zusammen mit Supermärkten, die einzigen noch offenen Geschäfte. Hier können sie sich an Apotheker wenden, die sensibilisiert worden sind und wissen, wie man Hilfe garantieren kann", berichtete die römische Anwältin Andrea Catizone, Initiatorin der Kampagne.

Brutale Frauenmorde schocken unterdessen weiter die italienische Öffentlichkeit. Eine 47-jährige Frau ist am Sonntag von ihrem gleichaltrigen Lebensgefährten in der Nähe von Mailand erschossen worden. Die Frau wollte sich trennen, hatte dem Mann jedoch erlaubt, die Zeit der Ausgangssperre bei ihr zu verbringen. Der Mann tötete die Partnerin, während diese schlief.

(APA)

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