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Geschlossene Schulen und Kindergärten: Wie lange geht das noch gut?

Die Schulen sind geschlossen, noch ist unklar, wann sie wieder öffnen werden. Das hat Gründe. Doch Experten warnen auch vor Folgeschäden wie Gewalt und mehr Ungleichheit. Sollen die Schulen bald wieder öffnen? Diskutieren Sie mit!

Die Schulen und Kindergärten sind  – von der auch derzeit angebotenen Notbetreuung abgesehen – geschlossen. Das sorgt zunehmend für Kritik, auch, weil es für die Öffnung von Geschäften, Restaurants und Sportstätten bereits konkrete Pläne gib. Dass es die für die Schulen nicht gibt, hat allerdings gute Gründe. Ein zentraler: Bei Kindern ist die Aufforderung, Distanz zu halten, nur schwer durchsetzbar. Dies könnte die Corona-Infektionsrate wieder stark ansteigen lassen. Es könnte durchaus sein, dass die Schulen (abgesehen von den Matura-Klassen) dieses Semester gar nicht mehr aufmachen. Anders als etwa in nordeuropäischen Ländern, wie dieser europäische Vergleich zeigt.

Chefredakteur Rainer Nowak meinte dazu am Wochenende: „Kindern und Jugendlichen in einer solchen Krise nicht sagen zu können, wie es weitergeht, untergräbt massiv ihr Vertrauen in Eltern, System und das Land.“ Er fordert „neue, klare Regeln“.

Die drei Wochen Sonderbetreuungszeit, die es nach einer (freiwilligen) Vereinbarung mit dem Arbeitgeber gibt, und der Urlaub sind schließlich auch irgendwann verbraucht. Ein weiterer Aspekt in der Debatte: Experten warnen vor zunehmender Gewalt in den Familien durch die Stresssituation - und davor, dass sie nicht mehr rechtzeitig erkannt wird. Denn viele Gefährungsmeldungen kommen von Kindergärten, Kindergruppen und Schulen.

„Die Eltern der rund 300.000 Kindergartenkinder hätten sich bestimmt über ähnlich ausführliche Informationen, wie sie zuletzt etwa Golf- und Tennisspieler erhalten haben, gefreut“, schreibt „Presse"-Bildungsexpertin Julia Neuhauser in einem Leitartikel. Sie meint: „Die neue Krise verschärft die alten Schwächen des Schulsystems“ und schreibt über Ungleichheit, ungerechter Lastenaufteilung in der Familie und geringe Wertschätzung.

Viele kritische Fragen hat auch Querschreiberin Gudula Walterskirchen. Sie fragt in ihrer aktuellen Kolumne: „Warum sperrt man Kinder und Junge zu Hause ein und vergisst gleichzeitig auf die eigentliche Risikogruppe?“ 

Klare Ansagen macht der Mediziner Andreas Sönnichsen in der ORF-Sendung „Im Zentrum“. Er zweifelt daran, dass die Schulen eine große Rolle bei der und fordert eine Öffnung: "Wir machen Dinge, die nicht evidenzbasiert sind". Deutlich vorsichtiger ist SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner, aber auch sie ist für eine schrittweise Öffnung. Was die SPÖ-Parteilinie ist, kann sie aber nicht sagen.

Sonja Hammerschmid, ehemalige Bildungsministerin und SPÖ-Bildungssprecherin findet es jedenfalls beschämend, dass nicht alle Schüler Zugang zu den nötigen Hilfsmitteln haben. „Kreisky würde Tablets kaufen, und zwar allen Schülern“, schreibt sie einem Gastkommentar.

Aktualisierung (Dienstag, 15 Uhr)

Bei einer Pressekonferenz verkündete Sebastian Kurz die schrittweise Öffnung des Schulbetriebs ab Mitte Mai. Details gibt es erst am Freitag. Die Situation in den Kindergärten soll vorerst unverändert bleiben. Mehr dazu

(sk)

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