Pizzicato

Theater ohne Tröpfchen

Noch ist offen, welche künstlerischen Darbietungen ab dem Sommer wieder erlaubt sein werden. Im Kulturstaatssekretariat werden jetzt die Bedingungen ausgearbeitet.

Endlich wieder ins Theater und Konzert! Wobei: Welche Darbietungen diesen Sommer erlaubt sein werden, ist noch offen. Im Kulturstaatssekretariat werden derzeit die Bedingungen ausgearbeitet. Im Theater werden etwa Schlägereien, Liebesszenen, Dialoge im Allgemeinen und inniger Blickkontakt zwischen Figuren, die nicht zusammen wohnen, tabu sein. Auch rührende Momente sind unerwünscht, um Virusübertragungen im Publikum durch Schniefen und Schnäuzen zu verhindern. Überhaupt werden Theatertexte angepasst: Plosivlaute (z. B. „p“, „t“) sollen vermieden werden, Wörter wie „Tröpfcheninfektion“ werden aus allen Dramen gestrichen. Bei Schauspielern ist die Spuckdistanz entscheidend: Wer (nicht nur vor Energie) sprüht, darf nur hinter einer Plexiglasscheibe oder einem Duschvorhang auftreten.

Apropos Spucke. Die spielt auch bei Konzerten eine Rolle. Staatssekretärin Lunacek hat bei einer Pressekonferenz angedeutet: „Streichquartett – das müsste gehen. Blasinstrumente – schwierig.“ Kein Wunder, liebe Freunde der Blasmusik, wenn man bedenkt, wie viele Näpfe ein Blechensemble nach einem Neuner-Alpenjäger-Marsch mit seinem süßen Gemisch aus Speichel, kondensierter Atemluft und Ventilöl füllen kann: Tröpfchenalarm! So viel ist klar: Es wird ein trockener Kultursommer.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.04.2020)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.