Coronakrise

Fünf Milliarden Euro für Kurzarbeit genügen nicht

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Fast 900.000 Menschen sind in Kurzarbeit. Zählt man die Arbeitslosen dazu, sind mehr als ein Drittel aller Beschäftigten von der Coronakrise betroffen. Unternehmen klagen über die lange Abwicklungsdauer.

Wien. Wie dramatisch die Auswirkungen der Coronakrise auf die heimische Wirtschaft sind, kann man anhand einer Zahl recht gut abschätzen: Mit Stand vom vergangenen Freitag waren in Österreich 871.039 Beschäftigte in Kurzarbeit. Damit legte die Zahl binnen einer Woche um etwa 263.000 Personen zu.

Die vom Finanzministerium für die Kurzarbeit bereitgestellten Mittel werden damit wieder nicht genügen. Sie wurden seit Mitte März bereits auf aktuell fünf Milliarden Euro mehr als verzehnfacht. Doch davon sind bereits 4,3 Milliarden Euro gebunden – für 39.298 Anträge. Beim AMS liegen aber weitere 23.891 Anträge für Kurzarbeit, die schon genehmigt, aber noch nicht in die Statistik eingerechnet sind. Dazu kommen laut Arbeitsministerin Christine Aschbacher (ÖVP) weitere 15.663 Anträge, die beim AMS eingereicht wurden, aber von den Unternehmen noch nachgebessert werden müssen.

Mehr als ein Drittel betroffen

Rechnet man die Zahl der Personen zusammen, die arbeitslos (Ende März: 562.522) und in Kurzarbeit sind, kommt man auf etwa 1,4 Millionen Menschen. Damit ist bereits mehr als ein Drittel aller Beschäftigten in Österreich (3,78 Mio. mit Stand Februar) von der Coronakrise betroffen.

Die Unternehmen werden zwar durch die Kurzarbeit-Regelung finanziell entlastet – sie bezahlen nur die tatsächlich geleistete Arbeitszeit, die Differenz auf 80 bis 90 Prozent des Nettolohns übernimmt der Staat –, sie müssen die Gehälter aber vorfinanzieren. Derzeit wird der März abgerechnet, manche Unternehmer berichten, dass ihnen das AMS eine Überweisung der Gelder erst für Ende Mai, Anfang Juni in Aussicht gestellt habe. Auch Aschbacher bat am Montag in einer Aussendung „weiterhin um Geduld“. Erste Gelder würden zwar in dieser Woche fließen, aber es kämen in Spitzenzeiten tausende Abrechnungen pro Tag, die bearbeitet werden müssen.

113.000 Kredite gestundet

Das bringt etliche Unternehmen in Liquiditätsprobleme, vor allem, weil ab Mai teilweise bereits das Urlaubsgeld bezahlt werden muss. Überbrückungshilfen gibt es von der Regierung, auch die Hausbank gewährt Kredite, wenn ein Unternehmen einen genehmigten Antrag auf Kurzarbeit vorweisen kann. Dennoch rechnen Experten damit, dass Unternehmen ihre „Kurzarbeiter“ kündigen werden, um so Kosten zu sparen.

Laut Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP) hat der Staat bisher 5,7 Milliarden Euro an Soforthilfe und Liquidität finanziert. Rechne man die Kosten für die Kurzarbeit dazu, komme man auf mehr als zehn Milliarden Euro.

Zweite Auszahlungen aus Härtefonds

Am Montag begann die zweite Phase für Auszahlungen aus dem Härtefallfonds für EPU und Kleinstunternehmen (bis neun Angestellte). Sie erhalten vom Staat maximal 2000 Euro pro Monat für eine Dauer von drei Monaten. In der ersten Phase flossen aus dem Härtefallfonds 121 Mio. Euro für 144.000 Anträge.

Die Banken haben bisher mehr als 113.000 Kredite gestundet, berichtete Banken-Spartenobmann Andreas Treichl am Montag bei einer Pressekonferenz. Das Kreditmoratorium hätten mehr als 17.000 Personen in Anspruch genommen. Die Banken würden „selbstverständlich“ die Risikovorsorgen erhöhen, man sei gerüstet. „Es braucht sich niemand Sorgen machen, dass hier die Luft mal ausgeht“, sagte Treichl.(rie)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.04.2020)

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