"Es tut uns weh“: Das größte Volksfest der Welt, das Oktoberfest, fällt 2020 aus. Auch frühere Absagen der „Wiesn“ haben Seuchen oder Krieg angezeigt.
Berlin. Der Mann rechts schlägt im September das erste Fass an. Dem Mann links gehört der erste Schluck Bier aus dem Maßkrug. So will es der Brauch. Doch an diesem Dienstagvormittag haben Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD, rechts) und Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU, links) Trauermienen aufgesetzt. Der eine wird im Herbst nicht anzapfen, der andere nicht vorkosten. Denn die beiden Politiker verkünden, was ohnehin jeder geahnt hat, dass nämlich das „bedeutendste“ Volksfest der Welt abgesagt ist. Vor allem Söder trägt dick auf: „Es tut uns weh, es ist unglaublich schade“, sagt er über die Absage des Oktoberfests, aber das Risiko sei „schlicht und ergreifend zu hoch“.
Das Gedränge in den riesig dimensionierten Bierzelten, das Mitsingen von Schlagerhits – Stichwort Tröpfcheninfektion – das Geschunkel und zuweilen auch Geschmuse: Müsste man sich perfekte Bedingungen für das Coronavirus ausdenken, man würde wohl dieses Fest der Superlative entwerfen, das im Vorjahr 6,3 Millionen Besucher zum Konsum von 7,3 Millionen Maß Bier animiert hat. Sozusagen Aprés-Ski auf 26 Hektar. Und Söder weist in diesen Tagen auffällig oft daraufhin, dass sich das Virus auch aus Tirol in Deutschland ausgebreitet hat. Er tut das auch jetzt zur Rechtfertigung der Absage des Fests, das von 19. September bis 4. Oktober angesetzt war. „Wir haben erlebt“, sagt Söder, „dass der Aprés-Ski in Ischgl, verschiedene Starkbierfeste beispielsweise oder auch Karnevalsveranstaltungen leider Viren-Drehscheiben waren.“
Das soll sich auf der Theresienwiese, der Mutter aller weltweit nachgeahmten „Wiesn“, nicht wiederholen. Denn die Gäste kämen ja aus aller Welt und könnten erstens das Virus einschleppen und zweitens Covid -19 aus München in ihre Heimatländer mitnehmen. Und das würde den „Ruf des Fests und Bayerns auf lange Zeit schädigen“, meint Söder.