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Sport aus der Dose

Im Fernsehen laufen die Klassiker: Wembley, Wimbledon, Monte Carlo. Eric Cantona, das Enfant terrible des Fußballs, avancierte dagegen zum seriösen Schauspieler. Wer hätte das gedacht? Statt der WM-Trophäe holt er womöglich den César.

Was tun, wenn der Ball nicht rollt, die Filzkugel nicht fliegt, die Motoren nicht brummen? Kurzum, wenn der Sport Pause macht. Die TV-Sender kramen die Klassiker aus dem Archiv – quasi Sport aus der Dose, aus der Konserve. Auf Netflix avancierte „The Last Dance“, die fulminante Saga über die Chicago Bulls unter Überflieger „Air Jordan“, Michael Jordan, in der Saison 1997/1998 zum Megahit. Barack Obama erzählt darin, wie er seinem Heimteam die Daumen drückte, und Jordan erinnert sich an Dennis Rodmans Eskapaden in Las Vegas und wie er ihn mit vier Tagen Verspätung zum Training schleppte. Auch das schon ein Klassiker...

Was Sportfans sonst so zu sehen kriegen? Den Wembley-WM-Klassiker England gegen Deutschland anno 1966, das Wimbledon-Finale Björn Borg gegen John McEnroe 1980. Demnächst sicher Niki Laudas Triumph 1975 in Monte Carlo samt Handkuss für die Fürstin, das Cordoba-Match 1978 im Zeichen der Coronakrise, Franz Klammers Ritt über den Patscherkofel 1976. Obwohl: Nach Skifahren ist unter azurblauem Coronavirus-Frühlingshimmel und nach dem Après-Ski-Desaster in Ischgl momentan wohl eher niemanden zumute.

Wer sich also nach Abwechslung sehnt: Eric Cantona agiert ab heute als Hauptdarsteller in der Arte-Serie „Aus der Spur“. Richtig, jener französische Fußball-Rebell und Enfant terrible aus der Post-Platini-Ära und Prä-Zidane-Zeit, der vor allem bei Manchester United für Furore sorgte. Sein Talent als Schauspieler, Action-Held und Kung-Fu-Fighter stellte er jedenfalls schon in den 1990er-Jahren unter Beweis. Der WM-Titel, der Triumph bei der Heim-WM, blieb ihm versagt. Es würde uns aber nicht wundern, würde er dereinst den César, den französischen Oscar, auf den Kaminsims stellen -oder wohl eher aufs Klo.

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