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Corona-Krise: Wertvolle Arbeit pflegender Angehöriger sichtbar machen

(c) Getty Images (FredFroese)
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Die aktuelle Situation rund um Corona verschärft die Situation von pflegenden Angehörigen. Wie wertvoll deren Arbeit ist, zeigt das Forschungsprojekt TOPIC an der IMC Fachhochschule Krems.

Wenig Schlaf, viel Verantwortung, ständig im Einsatz – einen Angehörigen zu pflegen ist eine persönlich herausfordernde Situation. Pflege ist anstrengend, das war schon vor der Corona-Pandemie so. Durch die einhergehenden Restriktionen verschärft sich die Belastung für pflegende Angehörige noch. Tagesbetreuungen sind geschlossen, die mobile Pflege ist auf ein Minimum reduziert. Verwandte, Nachbarn oder Ehrenamtliche, die bei der Betreuung unterstützen, fallen oft aus. Soziale Kontakte und persönliche Auszeiten gibt es durch die Corona-Maßnahmen de facto nicht mehr. Hinzu kommt die Angst, dass sich die zu pflegende Person mit SARS-CoV-2 angesteckt. Dies bringe viele Betroffene an ihre Belastungsgrenzen, berichtet die Caritas.

Pflege durch Angehörige gefragter denn je

"Das Jahr der Pflege, welches von der WHO 2020 ausgerufen wurde, haben sich viele anders vorgestellt“, betont Markus Golla, Leiter des Bachelor-Studiengangs Gesundheits- und Krankenpflege an der IMC Fachhochschule Krems. Die aktuelle Situation rund um COVID-19 macht deutlich, dass die Betreuung von pflegebedürftigen Personen nicht durch das Gesundheitssystem allein getragen werden kann. Die Betreuungs- und Pflegetätigkeiten durch pflegende Angehörige sind gefragter denn je. Eine Unterstützung, die weder von der Gesellschaft noch von der Politik anerkannt und wertgeschätzt wird.

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In Österreich beziehen rund 460.000 Personen Pflegegeld. Davon werden in "normalen Zeiten" 100.000 in Alten- und Pflegeheimen betreut, weitere 153.000 werden von mobilen Diensten unterstützend zu Hause versorgt, 33.000 haben eine 24-Stunden-Betreuung – und alle anderen werden von Angehörigen alleine betreut. Beispielsweise leisten in Oberösterreich 65.000 Menschen tagtäglich Betreuungs- und Pflegearbeit für ihre Familienmitglieder. Die überwiegende Zahl der pflegenden Angehörigen ist selbst bereits über 50, viele von ihnen sind aber auch bedeutend älter.

Forschungsprojekt TOPIC: Belastungen sichtbar machen

Es sind hunderte Handgriffe, die jeden Tag bei der Pflege zu tun sind: Waschen, Anziehen, Medikamente geben, Essen und Getränke verabreichen, vom Rollstuhl ins Bett hieven und umgekehrt – dazwischen den Haushalt versorgen. Wie wertvoll die Arbeit pflegender Angehöriger ist, macht das Forschungsprojekt TOPIC sichtbar. An der IMC Fachhochschule Krems untersuchen Prof. Mona Dür und ihr Team den Alltag und die Gesundheit von pflegenden Angehörigen. Dabei werden deren Belastungen sowie deren subjektiv erlebte Gesundheit systematisch erfasst und mögliche Zusammenhänge beschrieben. Pflegende Angehörige können am Forschungsprojekt TOPIC teilnehmen, indem sie online einen Fragebogen beantworten. Das Ziel der Forschung ist, Unterstützungsangebote besser auf die Bedürfnisse von pflegenden Angehörigen anpassen zu können.

1.000 Freiwillige mobilisiert

Die COVID-19 Krise führte teilweise zu einem Anstieg an häuslicher Pflege. Wie viele Angehörige in Österreich plötzlich zusätzlich die Betreuung pflegebedürftiger Familienmitglieder übernehmen mussten ist nicht bekannt. Konkrete Zahlen gibt es nicht. "Es gilt die Menschen zu versorgen, die jetzt von einer Minute auf die andere ohne Unterstützung dastehen", so Markus Golla von der IMC Fachhochschule Krems. Über soziale Medien hat der Leiter des Bachelor-Studiengangs Gesundheits- und Krankenpflege über 1.000 Freiwillige aus dem Gesundheitsbereich mobilisiert. Eine Versorgungsgemeinschaft, die im Pflegebereich mithelfen will. „Durch globale Krisen, wie die aktuelle werden auch im deutschsprachigen Raum die Schlüsselkompetenzen für alle sichtbarer“, ist sich Markus Golla sicher.

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