Morgenglosse

Corona ist nicht das einzige Problem der Modeindustrie

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Vertreter der Modebranche sprechen in Zeiten der Coronakrise von „verderblicher Ware“. Bei aller Dramatik der Wirtschaftslage kann man sich dennoch die Frage stellen: Ist das ein tragfähiges Geschäftsmodell?

Diskussionen um Haltbarkeit und Verderblichkeit kennen wir ja schon lange aus dem Lebensmittelhandel. Oder aktuell von den Blumenhändlern, die in Corona-Zeiten tonnenweise Tulpen wegschmeißen mussten. Alles leicht nachvollziehbar. Wirtschaftsvertreter erinnern nun aber daran, dass wir auch auf eine andere kurzlebige Produkt-Kategorie nicht vergessen sollten. Die Mode sei "verderbliche Ware", sagte Jutta Pemsel, Obfrau des Modehandels bei der Wirtschaftskammer, im Gespräch mit der "Presse". Sie erklärte, die Frühlingsmode habe einen Monat lang nicht stationär verkauft werden können - und fordert jetzt eine angemessene Entschädigungen für das "entwertete Warenlager". Sonst würden die dramatischen Umsatzeinbrüche vielen Unternehmen das Genick brechen.

Heißt also: Ganze Kollektionen müssen weggeworfen werden, weil sie nach ein paar Wochen kaum noch etwas wert sind. Da hält ja sogar ein Joghurt länger!

Man muss keine konsumfeindliche Träumerin sein, um diese Wegwerfmentalität zu kritisieren. Wenn wir jede Verschwendung von Ressourcen mit der Rettung der Wirtschaft rechtfertigen, sind wir irgendwann bei Zuständen angelangt, wie sie in der deutsche Kabarettist Marc-Uwe Kling in der satirischen Dystopie „Qualityland“ beschreibt. Da gibt es kein Konsumentenschutzgesetz mehr, sondern nur noch ein „Konsumschutzgesetz“: Wegwerfen wird belohnt, Reparatur und Recycling stehen unter Strafe, weil sie dem Wachstum abträglich sein könnten. Vielleicht geht es ja doch auch mit einem anderen Geschäftsmodell.

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