Fashion Revolution Week

Der laute Ruf nach einem Wandel in der Modeindustrie

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Weltweit setzen sich die Menschen im Rahmen der „Fashion Revolution Week“ für mehr Transparenz und Gerechtigkeit in der Modebranche ein. Das steckt dahinter.

In der Coronakrise wird eine weitere Krise sichtbar: die der Modeindustrie. Beziehungsweise, anders betrachtet, ist die Coronakrise bloß eine weitere Krise in der Modekrise. Geschlossene Geschäfte, stillgelegte Fabriken, liegengebliebene Kollektion, stornierte Aufträge, Menschen, die ihre Arbeit verlieren und sich in ihrer Existenz bedroht fühlen. Die Modeindustrie habe unzählige Probleme, weiß Vreni Jäckle, eine der Gründerinnen der Plattform „Fashion Changers“ und Mitautorin des gleichnamigen Buches.

Es werde nun einmal mehr deutlich, „dass Textilarbeiterinnen und Textilarbeiter häufig immer noch sehr schlecht geschützt sind und das ganze System sehr menschenunfreundlich und unsoliadrisch ist“, meint sie gegenüber der „Presse". Sie ist eine von vielen, die ihre Stimme erheben und auf die Notwendigkeit eines Wandels in der Modeindustrie aufmerksam machen. Jetzt, mitten in der „Fashion Revolution Week“, die vom 20. bis 26. April begangen wird, umso lauter.

Diese ist auf einen tragischen Vorfall im Jahr 2013 in Bangladesch zurückzuführen: Das Plaza-Gebäude stürzte ein, eine Textilfabrik in der Nähe der Hauptstadt Dhaka. Dabei verloren mehr als 1100 Menschen ihr Leben, über 2000 weitere wurden verletzt. Heute gilt es als größtes Unglück in der Geschichte der Textilindustrie - und steht als Sinnbild für die Versäumnisse und Missstände in der Modebranche.

Demonstrationen in Berlin, April 2019
Demonstrationen in Berlin, April 2019(c) imago images

In diesem Jahr werden die Menschen wegen der Coronakrise und den gesetzten Maßnahmen zwar nicht wie in den bisherigen Jahren auf die Straße gehen und gegen prekäre Arbeitsbedingungen oder begangene Umweltsünden der Modeindustrie protestieren. In den sozialen Medien und mit diversen Aktionen verleihen sie ihrem Anliegen aber weiterhin Nachdruck. Unter Hashtags wie #whomademyclothes oder #whatsinmyclothes werden Produktionswege und Fast-Fashion-Modelle hinterfragt, aber auch der eigene Konsum.

„Jeder einzelne Konsument kann den aktuellen Status Quo hinterfragen“, betont Modeaktivistin Jäckle. „Wieso sind die Dinge, wie sie sind und welche Rolle spiele ich dabei?“ Im nächsten Schritt könne man sich fragen: „Braucht man das 3-Euro-Shirt vom Fast-Fashion-Riesen wirklich oder kann man es auch lassen?“ Es gebe inzwischen viele Fair-Fashion-Brands, die es besser machen würden. „Kann man vielleicht mal davon eines unterstützen?“, legt sie nahe.

Die Plattform Fashion Revolution hat unlängst in ihrem jährlichen Bericht Transparenz und Nachhaltigkeit in der Modebranche unter die Lupe genommen. Auch sie hat festgestellt, dass Transparenz in der Modeindustrie immer wichtiger sei.

In Zeiten wie diesen wird besonders deutlich, dass das Fast-Fashion-Geschäftsmodell langsam in Erklärungsnot gerät. Die Kritik an Modebranche und Wegwerfgesellschaft wird lauter, der Wunsch nach nachhaltiger, fairer Mode dringender.

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