Streit ums liebe Geld

Formel 1: Ferrari droht mit Ausstieg

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Teamchef Mattia Binotto klagt sein Leid im Kampf mit kleineren Teams: "Wollen nicht in Position gebracht werden, nach anderen Optionen schauen zu müssen, wo wir unsere Renn-DNA entfalten können!“ Die Drohung aber verhallt, denn im Hintergrund wird doch weiterverhandelt mit Sebastian Vettel.

Maranello. Ferrari droht im Streit um weitere Senkungen der Ausgabengrenze nun sogar mit dem Ausstieg aus der Formel 1. Das Traditionsteam sperrt sich mit Macht gegen die vor allem von den kleineren Privatrennställen geforderte Reduzierung des Budgetlimits auf deutlich unter 138 Millionen Euro.

Teamchef Mattia Binotto sagte dazu der britischen Zeitung "The Guardian": "Das geht nicht ohne weitere signifikante Einsparungen, insbesondere im Bereich der Arbeitskräfte. Sollte es noch weiter runtergehen, wollen wir nicht in eine Position gebracht werden, nach anderen Optionen schauen zu müssen, wo wir unsere Renn-DNA entfalten können."

Eine möglicher Ausstieg der Scuderia würde die Rennserie ihres schillerndsten Teams berauben. Der italienische Rennstall gehört als einziger seit 1950 ohne Unterbrechung der Formel 1 an, in diesem Jahr hätte er bei normalem Saisonverlauf sein 1.000. Rennen gefeiert. Die Verantwortlichen des Teams wissen auch um die Strahlkraft der Marke aus Maranello. Inwiefern andere Rennserien für Ferrari aber wirklich eine Alternative zur Motorsport-Königsklasse sein könnten, ist offen.

Die schwierigen Diskussionen um die Budgetgrenze waren durch die Corona-Krise neu entflammt. Die Teams hatten sich bereits auf eine Absenkung des beschlossenen Etatlimits pro Jahr für jedes Team von 161 Millionen Euro auf 138 Millionen Euro geeinigt. Dies reicht einer Reihe von Rennställen und dem Internationalen Automobilverband (FIA) aber nicht. Im Gespräch war zuletzt eine schrittweise Reduzierung auf rund 110 Millionen Euro.

"Wir sind uns alle bewusst, dass die Formel 1 und die ganze Welt durch die Coronavirus-Pandemie besonders schwere Zeiten durchleben. Es ist aber nicht die Zeit, voreilig zu handeln, denn dann geht man das Risiko ein, Entscheidungen in dieser Notsituation zu treffen, ohne alle Konsequenzen durchdacht zu haben", meinte Binotto. Neben Ferrari gilt auch Red Bull als Gegner einer weiteren Budgetsenkung.

Und dann: Vetragsgespräche

Wie viel solche Ankündigungen wert sind, zeigt jedoch die andere Diskussion, die gerade in Maranello läuft. Bleibt Sebastian Vettel - oder nicht?

Charles Leclerc wäre nach eigener Aussage "definitiv happy", wenn Sebastian Vettel auch im kommenden Jahr sein Partner im Formel-1-Traditionsteam Ferrari wäre. "Ich bin sehr glücklich mit Seb, selbst wenn wir ein paar Probleme auf der Strecke hatten", sagte der 22-jährige Monegasse in einer Videokonferenz am Mittwoch mit internationalen Medien.

Von außen habe es vielleicht anders ausgesehen, "aber wir verstehen uns gut", betonte Leclerc. Er war in seinem ersten Jahr bei der Scuderia gleich mehrfach mit seinem zehn Jahre älteren deutschen Teamkollegen aneinandergeraten. In Brasilien war der Zwist eskaliert, als sich die beiden gegenseitig in die Autos gefahren waren.

Im Gegensatz zur Zukunft von Leclerc, dessen Vertrag bei Ferrari vorzeitig vor Weihnachten vergangenen Jahres bis Ende 2024 verlängert worden war, ist noch offen, ob Vettel über dieses Jahr hinaus beim italienischen Rennstall fährt. Derzeit laufen die Verhandlungen. Es wird spekuliert, dass Ferrari dem vierfachen Ex-Weltmeister zunächst nur ein Angebot über ein Jahr mit deutlich geringeren Bezügen gemacht hat.

Vettel hatte jüngst in seiner Videokonferenz erklärt, dass er bisher immer Dreijahresverträge gemacht habe. Und der 32-Jährige hatte betont: "Ich bin einer der erfahrensten Rennfahrer, aber nicht der älteste. Ich glaube nicht, dass es in dieser Hinsicht ein Alterslimit gibt." Sollte Vettel womöglich Ferrari nach sechs Jahren doch verlassen, sei es sein Job, sich an den zu gewöhnen, "der neben mir fährt", meinte Leclerc, der hofft, dass die WM trotz der Coronakrise im Sommer mit sogenannten Geisterrennen ohne Fans startet.

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