Das Designerduo hinter dem Label Sagan Vienna versucht, in der Krise gelassen zu bleiben und sieht die Gelegenheit für die Umsetzung neuer Projekte gekommen.
Das Modelabel Sagan Vienna wurde 2016 von den „Angewandte"-Absovlenten Tanja Bradaric und Taro Ohmae gegründet und spezialisiert sich auf Handtaschen und Lederaccessoires. Der Anspruch der von Wien aus international tätigen Marke besteht darin, Handwerkskunst und Funktionalität mit hohem Designanspruch zu vereinen. Bekannt wurden die beiden mit Taschenmodellen, die das Material des berühmten „Wiener Geflechts“ integrierten. Das „Schaufenster“ bat das Designerduo zu einem weiteren Beitrag in einer losen Reihe von Mode-Coronagesprächen.
Wie gehen Sie mit der derzeitigen Situation um?
Wir versuchen positiv zu bleiben und nutzen die Zeit, um von zu Hause aus Projekte zu realisieren, für die sonst keine Zeit ist. Im Moment arbeiten wir zum Beispiel an einem Covid-19-Wohltätigkeitsprojekt mit dem Fotografen Daniel Gebhart de Koekkoek und dem New Yorker Office Magazine. Wir haben zusammen eine Ledertasche für ein Desinfektionsmittel entwickelt.
Diese trägt man um den Hals , so ermöglicht sie einen einfachen und hygienischen Gebrauch des Mittels. Der Gesamterlös durch den Verkauf des Produkts kommt der The OR Foundation zugute, die damit Kayayei Mädchen und Frauen in Accra (Ghana) mit Essen und Hygieneartikeln unterstützt.
Wie kann es in der Mode weitergehen, was wird sich Ihrer Meinung nach verändern?
Fashion-Massenevents werden vermutlich durch kleinere, exklusive Präsentationen und ausgeprägte Onlinenutzung ersetzt werden.
Geschäfte dürfen jetzt wieder offen halten, ist das eine Erleichterung? Können Sie schon abschätzen, wie sich die Situation entwickelt? Wie steht es um Öffnungszeiten, Umsatz, Kundenzuspruch?
Wir haben noch keine eigenen physischen Shops, aber einen Onlineshop, den wir erst vor Kurzem neu gestaltet haben. Der ist natürlich besonders jetzt wichtig. Er ist quasi unser Showroom, der für die ganze Welt sichtbar ist. Wir können noch nicht abschätzen, wie sich die Situation weiter entwickeln wird. Unser Fokus liegt auf jeden Fall vermehrt auf Onlinepräsenz.
Gibt es Modelle, die jetzt besonders gern gekauft werden?
Die Pazar Book Tote Bag mit Buch-Außentasche (bald auch mit einem Buch als Geschenk versehen) sowie Taschen unserer Hornkollektion. Die individuellen Hornstücke werden übrigens von der Hornmanufaktur Petz in Wien handgefertigt.
Welche Art von Unterstützung würde Ihnen jetzt besonders helfen, bekommen Sie Unterstützung aus einem der Hilfsfonds?
Wir müssen uns erst um Beantragung der Unterstützung kümmern.
Kann die Krise auch eine Chance für eine positive Entwicklung darstellen? Wie könnte dies aussehen?
Ja, definitiv. Das könnte so aussehen: Mehr Bewusstsein in unserem alltäglichen Verhalten, besonders im Umgang mit unserer Umwelt im Sinne von mehr Demut sowie hinsichtlich unserer physischen und psychischen Gesundheit, weg von der Leistungs- und Massenkonsumgesellschaft. Wir finden es erstrebenswert, möglichst feine, langlebige Produkte zu kaufen, die einem viel Freude bereiten. Wir wissen, das ist nicht zu 100 Prozent möglich, aber man kann klein anfangen.