Welche Bundesmuseen wann eröffnen

(c) MAK - Österreichisches Museum f (Scan Georg Mayer)
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Belvedere und Albertina eröffnen ihre Häuser doch früher. Das Kunsthistorische Museum zu Pfingsten und mit einem ganzen Monat „pay as you wish“ im Juni.

Vor genau einer Woche fand sie statt, die bisher einzige Pressekonferenz zu Kulturfragen vom zuständigen Minister Werner Kogler und Staatssekretärin Ulrike Lunacek. Reagierte das Gros der Kulturszene enttäuscht über Stil und Form des Vorgetragenen, glaubten die Direktorinnen und Direktoren der Bundesmuseen ihren Ohren nicht zu trauen. Vor einigen Wochen hatte man ihnen zu verstehen gegeben, überhaupt erst im September wieder öffnen zu können. Dann wurde vereinbart, dass alle gemeinsam am 1. Juli aufsperren. Wofür versprochen wurde, sofort den Fördertopf für bauliche Maßnahmen auszuschütten, um die erzwungene Schließung zumindest für Sanierungen nutzen zu können. Aufträge wurden erteilt, Baustellen begonnen.

Und dann hörten sie bei der Pressekonferenz: Museen dürften schon Mitte Mai eröffnen. Nur die Bundesmuseen würden – auf deren Wunsch – erst am 1. Juli nachziehen. Die Buhmänner und -frauen der Kulturnation waren gefunden, die Museumsbesucher ließen ihrem Ärger Luft, die „Presse“ forderte in einem Kommentar: „Öffnet die Museen!“ Die Chefs der Bundesmuseen hielten kurz die Luft an – und gehen jetzt in die Offensive. Keiner will auf sich sitzen lassen, nicht aufsperren zu wollen.

Zeitlich prescht das Belvedere vor

Das Kunsthistorische Museum spricht sogar eine besondere Einladung aus: Nicht nur, dass man schon mit 1. Juni öffnen werde, einen ganzen Monat dürfen die Besucher auch an Eintritt zahlen, was sie für angemessen empfinden. Zeitlich prescht das Belvedere vor. Mitte Mai schon öffnet es seine große heurige Sonderausstellung (im gesamten Unteren Belvedere), „Into the Night“, über die Rolle von Nachtklubs für die Moderne. Sie lief nur einen Monat, bevor geschlossen werden musste. Verlängert werden kann sie nicht, also folgte Direktorin Stella Rollig „ihrer Herzensangelegenheit“ und wird die letzten zwei Wochen der regulären Laufzeit aufschließen. Danach bleibt das Untere Belvedere – wie schon vor Corona geplant – aufgrund von Sanierungen den Rest des Jahres geschlossen.

Ab 1. Juni folgt dafür das Belvedere 21 (Herbert Brandl!), ab 1. Juli das Obere Belvedere. Woher kam dieser Umschwung? „Als wir gemerkt haben, dass so eine Enttäuschung über eine fortgesetzte Schließung herrscht, haben wir sofort begonnen zu überlegen, wie wir umdisponieren können“, sagt Rollig. Betriebswirtschaftlich sei das freilich sicher nicht ideal, da wäre der 1. Juli sinnvoller gewesen. „Es ist nun einmal eine Tatsache, dass die Bundesmuseen ausgegliedert sind und wir als Geschäftsführer verantwortlich agieren müssen“.

Das Gewicht dieser Verantwortung sollte nicht unterschätzt werden: Das Belvedere habe die meisten Rücklagen von allen gehabt, so Rollig. Aber „das Geld schmelze dahin. Im August/September wird das Belvedere zahlungsunfähig sein. Andere noch früher. Daher drängen wir sehr stark darauf, von der Politik Zusagen zu bekommen, diese Verluste aufzufangen.“

Das Horrorszenario sei, gar keine Ausstellungen mehr machen zu können und auf allen Ebenen Personal entlassen zu müssen. Man habe schon mehrere große Ausstellungen verschieben müssen, das neue Besucherzentrum liege ebenfalls auf Eis. Um nicht noch drastischer sparen zu müssen, richte man an die Politik den „dringenden Appell, für dieses und nächstes Jahr die Basisabgeltung zu erhöhen.“

Albertina ab Juni zahlungsunfähig

Albertina-Direktor Klaus Albrecht Schröder kann sich darüber in Rage reden: Es gehe natürlich nicht darum, „ob wir eröffnen wollen“, sondern nur was und wie das finanziert werde. Am Donnerstag gab er nun bekannt, beide Häuser am 27. Mai schon zu eröffnen - erstmals wird so also die Albertina Modern (Künstlerhaus) zugänglich sein, deren feierliche Eröffnung in der ersten Woche des Shutdowns geplant gewesen war.

Trotzdem soll das nicht darüber hinwegtäuschen: Die finanzielle Situation gerade der großen drei Museen – Albertina, KHM, Belvedere – sei dramatisch ernst. Auch die Albertina sei mit Juni nicht mehr zahlungsfähig, man verliere gerade 1,6 Mio. Euro an Einnahmen pro Monat und habe dennoch Hunderttausende Euro an Zahlungen zu leisten. „Bis jetzt haben wir noch keine finanziellen Hilfsmittel erhalten, bei voll laufenden Kosten.“ Die Reserven, die Schröder jahrelang – übrigens mit dem Hinweis auf eine mögliche Epidemie – verteidigt habe, seien durch die Pandemie in nur drei Monaten aufgebraucht. „So können wir nicht überleben. Es sind wir, die den Tourismus generieren. Niemand kommt nach Wien, um in einem Hotel zu schlafen oder essen zu gehen. Man kommt wegen der Kultur! Diese Problematik muss der gesamten Regierung bewusst werden. Es ist also ein Appell: Wenn wir wieder Tourismus haben wollen, darf man uns nicht das Wasser abgraben.“

Wie schaut es bei den städtischen Museen aus? Kunsthaus Wien, Jüdisches Museum – alle stehen in den Startlöchern und hoffen, mit 1. Juni aufsperren zu können. Was noch fehlt: die nötigen Verordnungen. Denn wie wird ein Museumsbesuch aussehen können? Wird man tatsächlich den 20-Quadratmeter-Abstand einhalten müssen, der für Kulturveranstaltungen vorgesehen ist? Oder kann in einem Museum auch wie im Supermarkt der eine Meter Abstand gelten? „Kunst hat so eine Magie und Anziehungskraft, in einem Museum möchte ich mich doch auf Bilder konzentrieren und nicht auf den Sicherheitsabstand zum nächsten“, so Rollig. Maskenpflicht, Händedesinfektion und Online-Kartenkauf – das wäre sowieso selbstverständlich.

Die weiteren Bundesmuseen halten sich noch bedeckt: Christoph Thun-Hohenstein will jedenfalls früher aufsperren, die anderen wie das Mumok warten auf die Dienstag Abend stattfindende Direktorenkonferenz.

>>> Aufruf: Öffnet die Museen! Bei gratis Eintritt, bei Tag und Nacht

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