Neuvorstellung

Toyota Supra: Was Sportwagen von Posern unterscheidet

Wer erinnert sich noch an die Dodge Viper? Der Toyota Supra entbietet jedenfalls optische Ähnlichkeiten.
Wer erinnert sich noch an die Dodge Viper? Der Toyota Supra entbietet jedenfalls optische Ähnlichkeiten. Die Presse/Clemens Fabry
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Trost in einer Autowelt der dicken Brummer: Der knapp geschnittene Sportwagen, allein den Fahrfreuden gewidmet, lebt noch – besonders überzeugend als neuer Supra mit Vierzylinder aus der Grazer BMW-Toyota-Kooperation.

Wien. Echte Sportwagen, die man sich vielleicht irgendwann (möglichst vor Pensionsantritt) leisten kann, ohne Millionär zu sein – es gibt sie, aber sie sind dünn gesät. Porsche entbietet Boxster und Cayman, aus Frankreich kommt die famose, leichtgewichtige Alpine, und seit einem Motor-Update kann man auch Mazdas Roadster-Evergreen MX-5 zur Gattung zählen. Vielleicht ist die Idee, ein Fahrzeugformat ganz und ausschließlich den Fahrfreuden zu widmen, nicht mehr salonfähig – Minderheitenprogramm war es immer schon.

BMW und Toyota gingen das Thema jedenfalls mit einer kostensparenden Gemeinschaftsproduktion an, um einerseits den Z4 als Roadster fortzuführen, andererseits den 1990er-Haudegen Supra als Coupé wiederzubeleben. Die Hardware inklusive Motoren kommt von BMW, gefertigt wird bei Magna in Graz, was aber nicht heißt, dass der Toyota ein Klon des Bayrischen wäre. Die Japaner drängten in der Entwicklung von Beginn an zur dynamischeren, schärferen Ausrichtung und nutzten die Möglichkeiten, die die finale Abstimmung des eigenen Fahrzeugs bot.

Nach Z4 und Supra als 340-PS-Sechszylinder und dem BMW mit 200-PS-Vierzylinder fuhren wir den Supra mit dem stärkeren Zweilitermotor (258 PS). Erfreulicherweise - da nicht am oberen Ende der Preisliste - fanden wir von allen Varianten der Konstruktion darin den idealen Sportwagen.

Traumhafte Ergonomie, das hat wohl auch BMW eingebracht.
Traumhafte Ergonomie, das hat wohl auch BMW eingebracht. Clemens Fabry

Gewicht zählt

Niemand wird den Unterhaltungswert eines Sechszylinders bestreiten, zumal in Reihenbauweise, was aber noch mehr zählt als Klang und Schmalz ist Gewicht. Die 100 Kilogramm Ersparnis, die das Vierzylinder-Modell bringt, entfallen größtenteils auf den sensiblen Bereich der Vorderachse. Zusammen mit der kunstfertigen Komposition des Fahrwerks ergibt sich daraus ein nahezu eliminiertes Untersteuern. Hingegen bleibt es dem Einsatz am Gaspedal überlassen, das Heck bei Lust oder Mitlenk-Bedarf jederzeit ausschweifen zu lassen – freilich nicht ganz so Comic-haft wie im Z4 M, in dem man sich die Kurven auf passend gewundener Straße allesamt aus den Seitenfenstern anschauen kann. Der Supra sieht sich eben als der ernsthaftere Sportwagen, und da zählt verlässliche Bodenhaftung mehr als Driftvergnügen.

Kurzer Radstand, der Vierzylinder noch etwas mehr in die Mitte gerückt als der Sechszylinder - das ergibt eine bessere balance und 100 Kilogramm weniger Gewicht.
Kurzer Radstand, der Vierzylinder noch etwas mehr in die Mitte gerückt als der Sechszylinder - das ergibt eine bessere balance und 100 Kilogramm weniger Gewicht. Clemens Fabry

Geht es rein um die dynamischen Aspekte, sitzt man im spürbar steiferen (und 20 kg leichteren) Coupé sowieso besser als im offenen Auto. Außerdem hält man im Supra ein wunderbares, ja perfektes Lenkrad in Händen, im Gegensatz zu dem merkwürdigen dicken Blunzenkranz, auf den sich BMW seit einiger Zeit versteift.

Bestnoten verdient in jedem Fall der Motor mit Twin-Scroll-Turbo. Er schafft es, den Charakter eines drehfreudigen Saugmotors an den Tag zu legen, gleichzeitig Turbo-Punch bei niedrigen Drehzahlen auszuteilen. Keine Sekunde hatten wir das Bedürfnis nach mehr Power, was für ein rundes Gesamtpaket spricht. Im manuellen Modus lässt sich die Drehzahl bis ins Rote bei etwa 6600/min ausreizen. Auf Klangeffekte wie künstliches Böllern wurde dankenswerterweise verzichtet, mit dem dezenten Sound-Generator über die Lautsprecher kann man leben. Nach außen ist dies ein leises Auto, was dem um Diskretion bemühten Aficionado nur zum Vorteil gereicht.

In der Edition Fuji Speedway ist das Performance-Paket enthalten. Dazu zählen größere Bremsen und ein aktives Sperrdifferenzial an der Hinterachse.
In der Edition Fuji Speedway ist das Performance-Paket enthalten. Dazu zählen größere Bremsen und ein aktives Sperrdifferenzial an der Hinterachse. Clemens Fabry

Die ZF-Automatik mit acht Stufen zeigt sich jeder Gangart gewachsen und macht die Frage nach Handschalter (nicht in Sicht) wie auch nach Doppelkupplung obsolet. Absolut herausragend: die Bremsanlage von Brembo, womit wir bei einer unerlässlichen Investition sind. Die größeren Bremsscheiben, Teil des Performance-Pakets (2200 Euro) oder Serie in der Edition Fuji Speedway, machen den schwachen Auftritt des Standard-Systems, wie es uns im Z4 2.0 missfiel, vergessen. Mit ihrer Leistung und Präzision bei null Fading ist sie das Instrument, das man für spektakulär schnelle, sichere und kontrollierte Kurvenfahrt benötigt. Alles andere ist mit den Grundtugenden gegeben: kurzer Radstand, günstige Gewichtsverteilung, tiefer Schwerpunkt, Heckantrieb. Sportwagen eben!

TOYOTA GR SUPRA 2.0 TURBO

Maße L/B/H 4379/1854/1299 mm. Radstand 2470 mm. Leergewicht (EU, inkl. Fahrer) 1470 kg. Kofferraum 290 l.

Motor R4-Zylinder-Otto-Turbo, 1998 ccm. Max. 190 kW (258 PS) bei 5000 bis 6000/min. Max. 400 Nm bei 1550-4400.

0–100 in 5,2 sec. Vmax 250 km/h.

Testverbrauch 9,8 l/100 km. Hinterradantrieb, Achtgang-Automatik (Wandler).

Preis ab 55.900 Euro.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.04.2020)

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