"Zoey’s Extraordinary Playlist"

Eine Musicalserie, die Popsongs wörtlich nimmt

Zoey's Extraordinary Playlist
Zoey's Extraordinary PlaylistNBCUniversal Media LLC/Lionsgate
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Subtil ist hier nichts: In der neuen Serie "Zoey’s Extraordinary Playlist“ kann die Titelheldin die Gedanken ihrer Mitmenschen hören - in Form bekannter Popsongs, inklusive ausschweifender Choreographien.

Die Idee ist ja nicht neu. In einer Folge der sechsten Staffel der Krankenhausserie „Scrubs“ (2007) wird eine Frau mit seltsamen Symptomen eingeliefert: Nachdem sie aus kurzer Bewusstlosigkeit aufwacht, hört sie alle Menschen nur noch singen – ein perfekter Anlass, um die gesamte Folge als fröhliches Musical zu inszenieren, mit ausschweifenden Choreographien am Krankenbett und eigens komponierten Songs, die es auch außerhalb der Serie zu einiger Beliebtheit brachten (das Duett „Guy Love“ wird etwa immer noch gerne von Trauzeugen auf Hochzeiten gesungen, wie viele Youtube-Videos belegen).

Die einzigartige „Gabe“, Musicalnummern zu halluzinieren, wird da als skurrile Nebenerscheinung eines Aneurysmas erklärt – zum Glück heilbar. Die Titelfigur der neuen US-Serie „Zoey’s Extraordinary Playlist“ ist zu ganz ähnlichen Einbildungen fähig, auch hier beginnt alles in einem Krankenhaus: Nachdem ein Erdbeben eine Art Kurzschluss in der MRT-Röhre verursacht hat, in der sich Zoey (Jane Levy) gerade für eine Untersuchung befand, kann sie die Gedanken ihrer Mitmenschen hören – und zwar in Form bekannter Popsongs.

Subtil ist hier nichts, soviel kann nach der einen Folge, die bisher auf Sky erschienen ist (auch Kritikern wurde zur Sichtung nicht mehr gegeben), gesagt werden: Da schmachten drei Frauen am Gehsteig beim Anblick eines hübschen Passanten plötzlich „What a man, what a man, what a man, what a mighty good man!“ und eine ganze Menschenschar ruft zur Beatles-Melodie nach „Help“. Wobei genau diese zufällig versammelten Leute kollektiv Hilfe brauchen, wird zwar nicht klar, aber sie legen sich ins Zeug, wirbeln im Tanzschritt quer durch Gastgärten, Cable Cars und die mit pastelligen Häusern gesäumten Straßenfluchten von San Francisco.

Klischees: Die aufgedrehte Schwarze und die geniale Programmiererin

Hören und sehen kann das offenbar nur die in Musikfragen nicht allzu bewanderte Zoey, die der Situation bald etwas abgewinnen kann: Bekommt sie damit doch ein Gespür für jene inneren Regungen, die ihr ihre Mitmenschen nicht mitteilen können – wie der aufgrund eines nicht näher genannten neurologischen Problems gelähmte Vater (Peter Gallagher, bekannt aus „O.C. California“) – oder wollen – wie der Kollege, der seinen Kummer in sich hineinfrisst. Damit will die Serie offenbar Musik als Ausdrucksmittel für das feiern, was sonst verborgen bliebe, hält sich aber an die oberflächlichste Lesart des Pop: Die wörtliche Bedeutung der Songtexte.

Immerhin: Mitreißend anzusehen ist es schon, wenn Zoeys Konkurrent im Büro, der vorgibt, sie zu unterstützen, plötzlich in eine wilde Hiphop-Choreographie zu „All I do is win, win, win, no matter what . . .“ ausbricht. Doch abseits der energetischen Musicalnummern werden vor allem Klischees aufgefahren: Von der aufgedrehten dunkelhäutigen Nachbarin mit der Soul-Stimme bis zum hippen Büro der Smartwatch-Firma, in dem Zoey als Programmiererin an einem winzigen, aber stylish geschwungenen Schreibtisch arbeitet – beobachtet von ihrer kühlen Chefin (Lauren Graham, bekannt aus „Gilmore Girls“) – und durch plötzliche Einfälle komplexe Software-Fehler behebt.

Vielleicht wird’s ja noch tiefgründiger in den insgesamt 12 Folgen, die immer sonntags auf Sky erscheinen (je 42 Minuten). Ansonsten: eher anspruchslose TV-Unterhaltung.

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