Denn „Land“ ist mehr als nur „keine Stadt“.
Architektur & Design

„Das Land“ – was ist das genau?

Stadtluft macht frei? Das war einmal. Derzeit wird Freiheit vor allem auf dem Land gesucht. Über die Zukunft eines lange Zeit vernachlässigten Raums – und Rem Koolhaas' Ideen zur „Countryside“.

Als ob er es gewusst hätte: Ausgerechnet heuer im Februar, als sich unverhofft eine Pandemie über den Globus zu verbreiten begann, die nur Momente später die Bewohner vieler Städte für Wochen in ihre vier Wände zurückwerfen, die sich als Schockstarre über die Menschheit legen und selbst Straßenzüge in Millionenstädten leerfegen sollte, eröffnete Rem Koolhaas im New Yorker Guggenheim Museum eine Ausstellung mit dem Titel „Countryside: The Future“. Bereits vor zehn Jahren angedacht und in den vergangenen fünf Jahren von einem interdisziplinären Team erarbeitet, stellt der holländische Architekt darin jene 98 Prozent der Erdoberfläche, die Nicht-Stadt sind, ins Zentrum seiner Überlegungen. Denn was anderes als keine Stadt ist „das Land“ heutzutage? Wie kann man definieren oder benennen, was vielfältiger und unterschiedlicher nicht sein könnte?

Insbesondere in den vergangenen Wochen der erzwungenen Eremitage durften sich viele Bewohner des sogenannten Landes deutlich bevorzugt fühlen. Der Wald ums Eck, der Garten vor der Haustüre, die Landstraße noch leerer als zuvor, die eingekochte Ernte des Vorjahrs in der Speisekammer. So die idyllisch überhöhte Vereinfachung einer Situation, die dennoch vielerorts beschauliche Realität ist. Die österreichische Schriftstellerin Tanja Paar brachte die Gefühlslage der Städter auf Twitter während der Quarantäne so auf den Punkt: „Das eigentlich Spannende für mich an Covid-19 ist, dass es in der Stadt nun weniger Freiheiten gibt als auf dem Land. Dafür sind wir nicht in die Stadt gezogen.“

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