Unesco-Weltkulturerbe: Das Palais Stoclet in Brüssel, eines der teuersten Privathäuser, das jemals gebaut wurde.
Augenblicke

Josef Hoffmann: Ästhetik als Rettung der Welt

Schlichte Eleganz, strenge Geometrie und schillernde Kreativität: Der Designer, Architekt und „Wiener Werkstätte“-Gründer Josef Hoffmann ist beim Aufbruch auf dem Weg zur Moderne einer der wichtigsten Erneuerer des Wiener Fin de Siècle.

Sowohl die Blumenarrangements in den Salons und im Speisezimmer, das ein Fries von Gustav Klimt ziert, die Krawatte und die Rose im Revers des Hausherrn als auch die Garderobe seiner Frau sind farblich auf die jeweils blühenden Pflanzen des pompösen Palais abgestimmt.

Die mondäne Villa des belgischen Bankierssohns Adolphe Stoclet stellt den Höhepunkt im Schaffen des Architekten Josef Hoffmann dar: Ein puristisch-luxuriöses Gesamtkunstwerk des Jugendstils aus Design, Baukunst und Gartenbau. Vom Musiksalon mit Theaterbühne, für den Hoffmann einen speziellen Bösendorfer-Flügel entwirft, über die Bäder, die eher als Wellness-Oasen zu bezeichnen sind, bis zum Besteck und Briefpapier, von Lampen über die Haarbürsten bis zur Gartenanlage mit topiarisch geschnittenen Pflanzen wird vom Wiener Architekten alles minutiös konzipiert.

Eigentlich soll der noble Traum des Nabobs auf der Hohen Warte gebaut werden: Während eines Aufenthalts in Wien ist der Brüsseler Auftraggeber Stoclet von den Villen Hoffmanns beeindruckt, er lernt den Architekten im Haus des Malers Carl Moll kennen und beauftragt ihn spontan, eine pompöse Villa für seine Sammlung antiker Kunstwerke zu errichten. Doch nach dem Tod von Vater und Bruder wird der Industrielle abrupt nach Brüssel zurückberufen – also wird das Palais Stoclet dort gebaut.

Das Verhältnis zwischen Auftraggeber und Architekten ist ideal, es müssen keinerlei Kompromisse eingegangen werden. Weder künstlerisch noch finanziell: Norwegischer Turilli-Marmor verkleidet die Fassaden, italienischer Paonazzo-Marmor die Wände der Salons. Neben Klimt beauftragt Hoffmann zahlreiche weitere Wiener Künstlerfreunde wie Kolo Moser, Carl Otto Czeschka und Ludwig Jungnickel mit der Gestaltung des Prachtbaus.

Schlichte Eleganz. Das Geheimnis der Gesamtkosten des Palais, eines der teuersten Privathäuser, das jemals gebaut wurde, das seit elf Jahren Unesco-Weltkulturerbe und weiterhin als einziges nicht öffentlich zugänglich ist – allein die Gartenanlage wird heute auf einen Wert von rund 80 Millionen Euro geschätzt –, nimmt Unternehmer Adolphe Stoclet im Jahr 1949 mit ins Grab.

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