Quergeschrieben

Welchen Wert hat das Leben Schwerkranker und Alter für uns?

Vor wenigen Wochen forderte man noch das Recht auf Beihilfe zum Suizid für Schwerkranke. Dann legte man zu ihrem Schutz eine Volkswirtschaft lahm.

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Selten zuvor hat die regelmäßig veröffentlichte Statistik über die Sterbefälle in Österreich eine dermaßen hohe Aufmerksamkeit und Bedeutung wie derzeit. Von der Bilanz des ersten Quartals 2020 hing unter anderem ab, wie die rigorosen und folgenschweren Maßnahmen eingestuft werden und wie die Auswirkungen von Covid-19 einzuordnen sind – soweit man das heute schon kann. Die Zahl der gesamten Sterbefälle war auch insofern interessant, da oft hinterfragt wurde, ob jemand mit oder am Coronavirus verstorben war. Vor wenigen Tagen wurde sie endlich veröffentlicht. Die Statistiker hatten Glück, die Medien übernahmen ihre Interpretation der Zahlen, ohne sie näher zu hinterfragen. Tenor der Aussendung der Statistik Austria: Es ist ab Ende März im Vergleich zu den Vorjahren eine deutlich erhöhte Sterblichkeit ablesbar, vor allem in der Kohorte der über 65-Jährigen. Subtext: Der Anstieg hängt mit der Coronaepidemie zusammen.

Betrachtet man die Zahlen hingegen näher, ergibt sich ein etwas anderes Bild: Nicht, wie zu vermuten wäre, Ende März am Höhepunkt der Coronaepidemie in Österreich, sondern bereits Ende Jänner 2020 verzeichnet die Statistik die mit Abstand meisten Sterbefälle – und das in allen Altersgruppen, auch bei den über 65-Jährigen. Die erhöhte Sterblichkeit im ersten Quartal kann also nicht nur mit Corona zusammenhängen. Dafür spricht auch, dass in den Vorjahren die Sterbefälle in ähnlichem Ausmaß von Jänner bis März gesunken sind, wenngleich auf etwas niedrigerem Niveau. Allerdings ist letztlich (noch) nicht klar, ob diese unspektakulären Zahlen den drastischen Maßnahmen zu verdanken oder relativ unbeeinflusst davon sind.

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