Bürgerkrieg

"Bürgerkrieg im Bürgerkrieg": Die Regierung des Jemen verliert ihre Stadt

Südjemenitische Separatisten hissen ihre Flagge in Aden.
Südjemenitische Separatisten hissen ihre Flagge in Aden.APA/AFP/SALEH AL-OBEIDI
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Die Lage der international anerkannten Regierung im Jemen ist kompliziert: Der Kampf gegen die Houthi-Rebellen stockt und nun übernahmen eigentlich verbündete Separatisten die Hafenstadt Aden, die Sitz der Regierung war.

Die Lage im Bürgerkriegsland Jemen ist am Wochenende eine Facette komplizierter geworden. Separatisten des Südlichen Übergangsrates (STC) hatten die Kontrolle in der Hafenstadt Aden übernommen und den Notstand erklärt. Die Separatisten sind eigentlich Verbündete Saudiarabiens und der Emirate im Kampf gegen die Houthi-Rebellen.

Doch für die Übernahme von Aden durch ihre Verbündeten hat die Koalition kein Verständnis. Saudiarabien hat die Machtübernahme in Aden den durch Separatisten verurteilt. Die Situation vor der Ausrufung des Notstandes müsse wiederhergestellt werden, hieß es in einer am Montag verbreiteten Mitteilung der von Saudiarabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten geführten Koalition, die die international anerkannte Regierung im Jemen unterstützt.

"Wir weisen jegliche Feindseligkeiten zurück, die Sicherheit und Stabilität im Jemen gefährden", twitterte der saudische Außenminister Adel al-Jubair. Die international anerkannte Regierung hat eigentlich ihren Sitz in Aden, da die Houthi-Rebellen die Hauptstadt Sanaa im Norden des Jemens übernommen hatten. Die Übernahme Adens bezeichnete die Regierung als "Revolte und Putsch".

Präsident kämpft nun auf mehreren Fronten

Die Lage der Regierung von Präsident Abd Rabbo Mansur Hadi wird durch die Autonomie-Erklärung des Südens erheblich weiter erschwert. Im Norden des Landes steht sie seit fünf Jahren im Krieg mit schiitischen Houthi-Rebellen, die vom Iran unterstützt werden. Staatschef Hadi hat im Krieg gegen die Houthi-Rebellen, in dem bereits zehntausende Menschen getötet wurden, den Beistand der Militärkoalition unter Führung Riads.

Schon vergangenen August wurde der interne Konflikt deutlich, als STC-Einheiten Aden einnahmen und die Regierung von dort vertrieben. Experten warnten seinerzeit vor einem "Bürgerkrieg im Bürgerkrieg". Im November einigten sich beide Seiten nach monatelangen Kämpfen zwar auf einen Friedensplan. Danach sollte die Regierung unter anderem zurück nach Aden ziehen und die Separatisten in die regulären Streitkräfte eingegliedert werden.

Aden von Überschwemmungen schwer getroffen

Der UN-Sonderbeauftragte für den Jemen, Martin Griffiths, sprach von einer enttäuschenden Entwicklung, zumal Aden sich noch nicht von den Überschwemmungen nach starken Regenfällen erholt habe. Bei diesen kamen in Aden mindestens zehn Menschen ums Leben. "Alle politischen Akteure müssen jetzt mehr denn je in guter Absicht zusammenarbeiten", teilte Griffiths mit.

Regierung und Separatisten hatten sich im November in Riad auf ein Friedensabkommen geeinigt. Dessen Details - darunter die Rückkehr der Regierung nach Aden, derzeit vorübergehende Hauptstadt des Landes - müssten noch schneller umgesetzt werden, sagte Griffiths. Dies würde für mehr Sicherheit und eine verbesserte öffentliche Dienstleistungen in Aden sorgen. In der Stadt war die Stromversorgung im Zuge der Überschwemmungen zuletzt mehrere Tage unterbrochen.

(APA/dpa/AFP)

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