Macron hat in der Coronakrise Kredit verspielt

APA/AFP
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Frankreichs Präsident und seine Regierung sind angeschlagen. Die Franzosen wünschen sich mehr Transparenz, Klarheit und Entschlossenheit.

Paris. Die Wiederaufnahme der Renovierungsarbeiten an der vor mehr als einem Jahr durch einen Brand zum Teil schwer zerstörten Kathedrale Notre-Dame markierte einen ersten symbolischen Schritt zu einer Rückkehr zur Normalität in Frankreich. Für Dienstag versprach Premier Edouard Philippe einen Plan für ein Ende des Lockdowns bei anhaltend signifikantem Rückgang der Todeszahlen, die das Land auf den dritten Platz der Corona-Statistik in Europa mit mehr als 22.000 Todesopfern gebracht hat. Er sieht ab 11. Mai eine graduelle Lockerung vor.

Mehr noch als die lockende Freiheit wünschen sich viele Franzosen indessen Transparenz, Klarheit und Entschlossenheit der Staatsführung, die bisher durch eine Zickzack-Politik mit oft widersprüchlichen Aussagen, Verschleierung von Versäumnissen und mangelnde Organisationsfähigkeit den ohnehin geringen Kredit bei der Bevölkerung verspielt hat.

Zermürbt vom Rentenstreit

Das gilt für Präsident Emmanuel Macron wie für Edouard Philippe und seine Regierung. Der Mangel an Glaubwürdigkeit ist zu einem zusätzlichen Risikofaktor in der Coronakrise geworden. In Frankreich ging die Regierung nach einem langen Konflikt mit der Protestbewegung der „Gelbwesten“ und der anschließenden zermürbenden Auseinandersetzung mit den Gewerkschaften wegen der Rentenreform geschwächt und politisch angeschlagen in die Bewährungsprobe.

Von allen Seiten wegen der offensichtlich mangelnden Vorbereitung kritisiert, hat sie sich seither zusätzlich diskreditiert. Mitte März hatten laut Umfrage noch 55 Prozent der Franzosen Vertrauen in die Staatsführung. Am Sonntag waren es nur noch 39 Prozent – und dies trotz der statistischen Verlangsamung der Pandemie und der Ankündigung einer Lockerung der Restriktionen und finanzieller Hilfe für die Unternehmen.

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