Die Welt als Zirkus: Wie mich Federico Fellinis Filme an meine Jugend in einem österreichischen Markt erinnern.
Filme auf DVD sind kein Ersatz fürs Kino. Dennoch greift man in diesen Tagen dankbar nach ihnen. Zu Fellini etwa. Welch herrliche Szenen verdanken wir ihm: Die Tabacchiera in „Amarcord“, von einem Burschen in die Höhe gestemmt. Der Mambo von Giulietta Masina in „Die Nächte der Cabiria“, eine geistliche Modeschau in „Roma“ oder die unvergessliche Rumba in „Achteinhalb“.
Verglichen mit Fellini erscheint mir der deutschsprachige Film einfallsarm, belehrend oder langweilig. Vor einigen Jahren suchte ich mit meiner Frau in Rimini die Piazza mit der ersten Einstellung von „Amarcord“. Welch ein Panoptikum von Jugenderinnerungen, skurrilen Begebenheiten und sentimentalen Bildern! Mich erinnern Fellinis Filme an das Kaleidoskop meiner Kindheit. Welche Erlebnisse, welche exotische Gestalten gab es da! Der Zirkus war eine jährliche Sensation. Er vermittelte Abenteuer und weite Welt. Burschen aus dem Ort halfen bereitwillig beim Verschieben der Wagen und dem Aufbau des Zeltes – begleitet von der Warnung der Eltern, nur ja nicht mit den Zirkusleuten mitzuziehen. Was, glaube ich, tatsächlich einmal geschehen ist.
Wir Kinder waren glücklich, wenn wir einen Blick auf die Artisten erhaschen konnten. Ohne Kostüm sahen sie enttäuschend normal aus. Löwen oder Tiger hatte ein Landzirkus nicht, wohl aber dressierte Tauben und Hühner, die geschickt auf einer Art Mobile balancierten. Der Verwandlungskünstler faszinierte mich: Eben noch spazierte er elegant im Frack, sprang durch eine Papierwand und erschien plötzlich als Athlet im Tigerfell. Oder war es umgekehrt?