Südsee unbekannt

Wo zur Hölle liegt... die Insel Niue?

Die polynesische Insel Niue ist die Spitze eines riesigen Vulkans. Hier: die Avaiki Cave.
Die polynesische Insel Niue ist die Spitze eines riesigen Vulkans. Hier: die Avaiki Cave.(c) Getty Images/iStockphoto (MollyBrownNZ)
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Jüngst wurde der pazifische Inselstaat Niue als erster Staat komplett zur Dark Sky Nation ernannt. Auf dem touristischen Radar ist das Eiland erst vor Kurzem aufgetaucht. Vier Flugstunden von Neuseeland entfernt, normalerweise.

Wenn es Nacht wird in der Südsee: Niue ist wegen seiner geringen Lichtverschmutzung die erste Dark Sky Nation.
Wenn es Nacht wird in der Südsee: Niue ist wegen seiner geringen Lichtverschmutzung die erste Dark Sky Nation.(c) Getty Images/iStockphoto (Anne Webber)

Wenn man sich auf die Suche nach Unterkünften auf Niue begibt, ist man schnell damit fertig: Ganze acht Häuser finden sich auf der deutschsprachigen Booking.com-Seite, stellt man die Google-Suche auf Englisch um, preist das Portal zwar vollmundig „The Ten Best Hotels in Niue“ an – einen Klick weiter landet man aber erst wieder bei denselben acht Häusern. Und auf der offiziellen Seite von Niue-Tourismus beginnt der Abschnitt zum Thema Beherbergung mit dem Satz: „Es gibt ein exzellentes Hotel in internationalem Ressort-Stil“ – und das „ein“ ist wörtlich gemeint.
In Sachen Flügen ist es noch übersichtlicher: Gerade einmal zwei Verbindungen gibt es im Normalfall auf die kleine Insel pro Woche – und diese starten ausschließlich vom international gesehen auch nicht gerade zentralen Flughafen im neuseeländischen Auckland. Warum zur Hölle sollte man also ausgerechnet auf die kleine Südpazifik-Insel im Dreieck zwischen Tonga, Samoa und den Cook-Inseln reisen wollen? Zum Beispiel, weil es dort einen der schönsten Sternenhimmel auf diesem Planeten zu bewundern gibt – das hat das polynesische Eiland seit Kurzem sogar amtlich. Im März kürte die International Dark-Sky Association Niue ganz offiziell zum ersten kompletten „Dark Sky“-Staat. Diese Auszeichnung wurde bisher nur einzelnen Orten oder Regionen verliehen, an denen die Lichtverschmutzung besonders gering ist – unter anderem dem US-amerikanischen Grand Canyon, der deutschen Winklmoos-Alm oder dem israelischen Ramon-Krater.

Einheimische Astro-Guides

Auf Niue ist das Stargazing-Vergnügen dagegen inselweit groß. Was einerseits der geringen Population von gerade einmal 1600 Einwohnern auf dem 261 Quadratkilometer großen Korallenatoll und der Entfernung zu anderen Inseln geschuldet ist. Aber andererseits auch dem Engagement der Regierung, die seit dem Antrag auf Aufnahme in das „Dark Sky“-Register Maßnahmen zur Reduktion der Lichtverschmutzung gesetzt hat. „Die Regierung von Niue hat das Projekt durch neue Straßenbeleuchtungen auf der ganzen Insel und die Förderung besserer privater Lichtanlagen unterstützt“, betonte Infrastrukturminister Andre Siohane anlässlich der Verleihung. Tourismusdirektorin Felicity Bollen fügte hinzu, dass die Sterne und der Nachthimmel immer schon eine besondere Bedeutung für die Insulaner gehabt hätten, „sowohl aus kultureller und ökologischer als auch aus gesundheitlicher Sicht“.

Unter Sterneguckern ein Geheimtipp

Ziemlich auf der anderen Seite: Polynesien mit der Insel Niue
Ziemlich auf der anderen Seite: Polynesien mit der Insel NiueGrafik: Die Presse

Aus touristischer Sicht wohl auch, denn die Sterne am Nachthimmel über der Insel, die sich mit ein bisschen Glück auch noch im ruhigen Wasser mancher Buchten spiegeln, sind unter Sterneguckern ein Geheimtipp, für den die mehr als aufwendige Anreise in Kauf genommen wird. Wer von hier aus die Milchstraße, die Magellanschen Wolken oder die Andromeda-Galaxien betrachten will, kann das unter Anleitung einheimischer Astro-Guides tun.Andere Gründe für einen Besuch auf Niue sind – neben der Abwesenheit von touristischen Massen – die geologischen Besonderheiten. Anders als viele Südsee-Eilande wird dieses nicht von einer Lagune umgeben, denn hier wurde das Korallenatoll sehr hoch in die Höhe gehoben – die Spitze eines früheren Vulkans. So bildet Niue eine Art Plateau, allerdings ohne nennenswerte Strände, auch Hafen gibt es keinen, die Schiffe müssen hier auf der Reede liegen.
Eine Attraktion für Besucher sind die Buckelwale, die hier vorbeiziehen. Außerdem wirken das Wetter mit einer Durchschnittstemperatur von 26 Grad und das klare Wasser, das dadurch begünstigt wird, dass die Insel keine Seen oder Flüsse hat, wohl anziehend auf die Urlauber. Im Inselinneren gibt es außerdem zahlreiche Höhlen sowie den geschützten Huvalu-Regenwald, in dem indigene Bäume zu finden sind.

Nicht ohne Buchung

Alle Unterkünfte liegen übrigens an der Westküste. Das bekannteste Ressort namens Scenic Matavai befindet sich in Tamakautoga, südlich der Hauptstadt Alofi, gerade einmal 600 Einwohner umfassend. Camping und Couchsurfing sind auf Niue nicht erlaubt, und man muss bei der Ankunft auf dem Internationalen Flughafen Hanan eine Buchungsbestätigung einer Unterkunft vorlegen.
Vor Corona hat die Air New Zealand diesen zwei Mal wöchentlich angeflogen, wie oft der dreistündige Flug von Auckland aus nach dem Ende der Krise wieder angeboten werden wird, wird sich wie so vieles weisen. Vor Menschenmassen wird man sich hier aber auch in Zukunft nicht fürchten müssen.

Ach, da waren wir ja schon

Südsee bekannt

Es gibt bekanntere Ziele in Polynesien als die Insel Niue (www.niueisland.com). Die Südsee ist nicht überall so einsam, wie sich der Kontinentaleuropäer vorstellen mag, etwa auf Fidschi. Nein, man muss nur einmal in Tahiti gewesen sein, um festzustellen, dass die Hauptstadt Papeete kein französisch-polynesisches Paradies ist, sondern samt Umland mehr als 160.000 Einwohner zählt. Auch Bora Bora, das Sinnbild des exklusiven Inseltraums, ist nicht wirklich ein Ziel, um US-amerikanischen und asiatischen Touristen auszuweichen. Und rechnet man die äußersten Vorposten dazu, wird Polynesien ganz schön crowded: Hawaii beherbergt mit Honolulu eine Millionenmetropole. Die Osterinseln mussten den Tourismus gar beschränken.

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