Burgenland, weiter als 15 Kilometer: Die kleinen, wenig touristischen Orte im Südburgenland überraschen mit grünen Idyllen. Auf Schleichwegen geht's zu Flower Power, Uhudlertheater und Knollenziest.
Heute muss man sich glücklich schätzen, irgendwann wieder einmal ein Plätzchen am Neusiedler See ergattern zu können. Und das, obwohl dieses burgenländische Nationalgewässer verkehrstechnisch gut erreichbar ist. Im Unterschied zum Rest des Landes, der weniger auf touristischen Pfaden liegt – und auch abseits von Bahnlinien oder hochfrequenten Busverbindungen. Dennoch ist gerade die Region zwischen Oberwart und Güssing eine Reise wert – sofern man ausreichend motorisiert ist. Die Schönheit dieses Landstrichs erschließt sich dem Besucher nicht immer sofort. Doch sobald man die von vielen Reklametafeln und spärlichem Baumbestand flankierten Durchzugsstraßen verlassen hat und dem gefühlt 1001. Kreisverkehr entkommen ist, sieht die Welt schon ganz anders aus.
Anziehungspunkt für Kreative
»„Es ist kleinteiliger, überschaubarer, friedvoller hier.“«
Christoph Krutzler
„Kleinteiliger, überschaubarer, friedvoller“, befindet etwa Christoph Krutzler, dessen Herz für diesen Landstrich schlägt. „Wir leben hier in einer der letzten Enklaven für Ruhe und Glückseligkeit“, meint der Schauspieler aus Kemeten. Ein Blick ringsum gibt ihm recht, nichts als Wälder, Wiesen, mäandernde Bäche mit Biberspuren und ein unverbauter Horizont bis zum Schneeberg und zum Hochwechsel. Urwüchsig irgendwie, Land wie Leute. Der bodenständige Südburgenländer macht hier keine Ausnahme.Obwohl Krutzler auf der Leinwand, dem TV-Bildschirm und den Theaterbühnen längst zu den ganz Großen zählt (ausgezeichnet die Interpretation des Inspektor Poschacher bei „Freud“, die Auftritte im Rabenhof-Theater und die Ermittlungen im sozialkritischen Landkrimi „Grenzland“), ist er einfach nur Mensch geblieben, ohne Profilierungsneurosen oder Selbstinszenierungen. Seine blühende Streuobstwiese (das geheime Statussymbol des Südens) erfreut ihn eindeutig mehr als Lobhudeleien. Neben dem aktiven Landleben gilt Krutzlers Leidenschaft natürlich der örtlichen Kultur. Das „Anschiffen“ am Strand der Pinka, eine literarische Lesungsperformance im Rahmen des legendären „Picture On“-Festivals (leider erst wieder 2021) zählt ebenso zu seinen Herzensprojekten wie das Uhudler-Landestheater im atmosphärischen Weinmuseum von Moschendorf.
