Namhafte Schauspieler und Regisseure wie Pia Hierzegger, David Schalko und Marie Kreutzer wenden sich mit einem Appell an die Kulturstaatssekretärin.
Für Morgen, Mittwoch, ist ein Runder Tisch von Filmschaffenden und Veranstaltern mit Kulturstaatssekretärin Ulrike Lunacek (Grüne) anberaumt. Im Vorfeld haben sich zahlreiche österreichische Filmkünstler an die Politikerin gewandt. Die jetzigen Vorgaben seien in keinem Sinne praktikabel für den Film. Zu den Unterzeichnern des Schreibens gehören unter anderem die Regisseurinnen Anja Salomonowitz und Marie Kreutzer, ihre männlichen Kollegen Reinhold Bilgeri und David Schalko, die Schauspielerinnen Pia Hierzegger und Adele Neuhauser oder die Darsteller Manuel Rubey, Simon Schwarz oder Laurence Rupp. Insgesamt haben laut Organisatorin, der angehenden Szenenbildnerin Victoria Lilgenau, rund 200 Personen unterschrieben.
"Die Regeln, die auf Baumärkte angewandt werden, können weder auf den Theaterbetrieb noch auf Dreharbeiten umgelegt werden,denn es würde bedeuten, dass im Burgtheater ca. 30 Besucher zugelassen werden und auf einem Filmset nicht einmal die Kamera technisch bedient werden kann“, heißt es in dem offenen Brief.
"Haben Sie überhaupt eine Ahnung davon, wie ein Filmset aussieht?", wird in dem Brief gefragt. "Momentan verantworten Sie 'Spielregeln' für ein Berufsfeld, das Sie eindeutig nicht kennen und verstehen", so die Filmschaffenden. Stattdessen seien Klarheit und dezidierte Richtlinien für Dreharbeiten gefordert. "Die Rede ist immer wieder von einer neuen Normalität. Schaffen Sie eine!", so die Unterzeichner in Richtung Lunacek.
Friseur- und Fußpflegesalons relevanter als Film?
Friseur- und Fußpflegesalons würden von der Politik offensichtlich als systemrelevanter als der Film eingestuft. In vielen Branchen werde langsam der Betrieb wieder hochgefahren, die Filmwelt liege hingegen weiterhin zur Gänze lahm: "Haben sie uns vergessen?"
"Die Filmwelt liegt seit Mitte März auf Eis, ohne Aussicht auf Änderung. Davon sind über 7000 Menschen in Österreich betroffen", heißt es. "Die Kunst-und Kulturbranche lässt sich nicht wie ein Lichtschalter an- und ausschalten. Es braucht nicht nur viele Wochen Vorlaufzeit,um die funktionierende Logistik eines Filmdrehs oder einer Theaterinszenierung gewährleisten zu können, es braucht vor allem Personal.“
"Holen wir uns dann Hilfskräfte aus anderen EU-Staaten?"
Es gebe nicht genug Filmschaffende in Österreich, um Dreharbeiten all dieser Projekte gleichzeitig abzuarbeiten. "Holen wir uns dann Hilfskräfte aus anderen EU-Staaten, die hier keine Steuern zahlen?" wird im Brief provokant gefragt.
Man müsse und wolle sich an eine neue Zukunft anpassen, hierbei werde man jedoch völlig im Stich gelassen. "Die Kunst- und Kulturbranche für die nächsten Monate aufs Abstellgleis zu verfrachten, bis sie wieder wie vor Covid-19 funktionieren kann, weil sich niemand mit Alternativlösungen auseinandersetzt, kann nicht Ihr Ernst sein."
Dabei seien gerade die Sommermonate in Österreich besonders wichtig für reibungslose Dreharbeiten. "Die Kunst- und Kulturbranche lebt von hochmotivierten, kreativen und fleißigen Menschen aller Altersklassen, dass ausgerechnet diese momentan durch ein kollektives Kopf-in-den-Sand-Stecken der Regierung aufs Abstellgleis verfrachtet werden, ist unfair und ihrer nicht würdig."
(APA)