Fußball

Fan-Gruppen lehnen Geisterspiele ab

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16 heimische Fangruppen bezeichneten in einem offenen Brief die Saison-Fortsetzung vor leeren Rängen als „fatales Signal“. Auch 46 Prozent der Deutschen stehen Geisterspielen ablehnend gegenüber.

In einer gemeinsamen Erklärung haben sich 16 österreichische Fußball-Fangruppen kritisch gegenüber den geplanten Geisterspielen geäußert. Die Fortsetzung der Oberhaus-Saison ohne Zuschauer sei nicht nur ein "fatales Signal" an die gesamte Gesellschaft, der Fußball entferne sich damit auch noch weiter von seiner Basis.

"Viele Bereiche des öffentlichen Lebens sind nach wie vor stark eingeschränkt, während für Trainings und Geisterspiele der Bundesligavereine auffällig viel Energie investiert wird", heißt es in dem Brief von 15 Fanszenen von Bundesliga-, 2. Liga- und Regionalliga-Clubs. "Mit diesem nicht wegzudiskutierenden Sonderstatus verabschiedet sich der Profifußball zunehmend von seiner Basis."

Die Fangruppen sehen in den Geisterspielen die Fortsetzung einer von Geld getriebenen Entwicklung, die auch mit dem Verkauf der Fernsehrechte an Pay-TV-Sender in Zusammenhang steht. "Fußball findet nicht mehr für die Fans im Stadion statt, sondern für das Fernsehen. Als Milliarden-Geldmaschinerie und Spielwiese für einige Reiche, die nur fortbestehen kann, wenn sie am Laufen gehalten wird", heißt es.

Unterstützung für die "Belebung" der Geisterspiele dürfe man von ihnen jedenfalls nicht erwarten. "Und was Ideen von Pappfiguren, Fan-Apps oder andere Rohrkrepierer bei Geisterspielen angeht, haben wir nur eine Antwort: Wer Geisterspiele will, soll diese auch als nackte Wahrheit präsentiert bekommen. Alles andere wäre nicht authentisch und ist daher strikt abzulehnen!"

Abgesehen von einer allgemeinen Forderung ("Es ist höchste Zeit, um über die generelle Entwicklung des Fußballs nachzudenken") müsse bei den Geisterspielen die Versorgung mit Live-Bildern für die Fans zumindest garantiert sein: "Die Liga, die Vereine und alle Entscheidungsträger haben dafür zu sorgen, dass für die Zeit dieser Ausnahmesituation, jeder Fan ohne zusätzlichen Abo-Vertrag mit einem TV-Sender alle Spiele verfolgen kann. Für aktuelle Saisonkartenbesitzer muss dieses Service auf jeden Fall kostenlos sein."

Ablehnung auch in Deutschland

Die Fortsetzung der deutschen Bundesliga inmitten der Corona-Pandemie mit sogenannten Geisterspielen wird von einem Großteil der Deutschen abgelehnt. 46 Prozent finden den Plan der Deutschen Fußball Liga (DFL), möglichst bald die noch neun ausstehenden Saison-Spieltage in Stadien ohne Zuschauer zu absolvieren, nicht richtig.

Das ergab eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur. 34 Prozent der Befragten sprachen sich hingegen für die Geisterspiele aus.

Noch größeren Widerspruch gibt es gegen die Bereitstellung von rund 20.000 Corona-Tests für die Beteiligten an den Geisterspielen. 58 Prozent lehnen dies ab, nur 22 Prozent befürworten die geplante Maßnahme. Die DFL hatte zuletzt mehrfach betont, dass die regelmäßigen Tests der Fußball-Profis keine Verknappung für Risikogruppen oder sonstige Gesellschaftsgruppen zur Folge hätten. Die vorhandenen Testkapazitäten würden nach Aussage mehrerer Labors ohnehin nicht ausgeschöpft. Würde sich an dieser Situation etwas ändern, würde der Fußball zurücktreten, wurde versichert.

Die Deutsche Fußball Liga hofft auf eine Fortsetzung der ausgesetzten Spielzeit noch im Mai und hat dafür ein Gesundheitskonzept vorgelegt. Am Donnerstag soll bei den Beratungen von Bundeskanzlerin Angela Merkel mit den Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten auch über die Bundesliga-Thematik gesprochen werden.

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