Kurze Pause auf einem Stahlträger in 240 Metern Höhe für Bauarbeiter, die in Manhattan in den Dreißigerjahren das RCA Building errichten.
Arbeit und Müßiggang

Ist es erlaubt, über das Tugendhafte im Nichtstun nachzudenken?

Die Pandemie zwingt viele Menschen zur Kurzarbeit oder gar in die Arbeitslosigkeit. Viele andere geraten an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit. Ist es trotzdem erlaubt, über das Tugendhafte im Nichtstun nachzudenken?

Anton Pawlowitsch Tschechow, der in seinem arbeitsreichen, viel zu kurzen Leben seriell geniale Texte schuf, äußerte sich einmal über den Kontrast der Vita activa zur Vita contemplativa: „Es gibt kein Glück ohne Müßiggang, und nur das Nutzlose bereitet Vergnügen." Wie paradox klingt das in der weltbeherrschenden Coronakrise? Sie bedeutet für viele Home-Office, Kurzarbeit, Arbeitslosigkeit. Beinahe fühlt man sich aufgrund des Stillstands vieler Bereiche in ein russisches Meisterdrama versetzt. Zum Beispiel in Tschechows letzte, 1904 in Moskau uraufgeführte Tragikomödie „Der Kirschgarten":

Nichts geht mehr. All den privilegierten Tagedieben dort auf ihren Landgütern und jenen, die von ihnen abhängig sind, droht die Katastrophe eines schweren Verlustes, doch über Taten wird meist nur theoretisiert. Die Arbeit tun die anderen. Am Ende setzt sich der Unternehmer durch, der seinen Aufstieg hartnäckig erarbeitet hat. Es wird abgeholzt. Und wo bleibt die Muße?

Vielleicht sollten auch wir das Verhältnis von Arbeit und Freizeit neu überdenken, mitten in einem radikalen Umbruch, der wahrscheinlich mit dem bei Tschechow an der Wende vom langen 19. Jahrhundert ins Zeitalter der Extreme vergleichbar ist. Klingt es jedoch nicht obszön, über das erzwungene Nichtstun zu sinnieren, während andere durch die akute Situation bis zur Grenze ihrer Leistungsfähigkeit gelangen? Die neuen Helden sind die Menschen an der Kasse der Supermärkte, die dem Virus aus Berufsrisiko ausgesetzt sind, so wie die Polizeikräfte, die Mitarbeiter in Krankenhäusern und Altenheimen – oft in schlecht bezahlten Jobs.

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