Vehement forderten Opposition und Experten die schnelle Rückkehr in die Schulen. Ein Streifzug durch Stadt und Land aber zeigt: Die Realität ist eine andere. Der Betreuungsbedarf bleibt trotz Lockerungen weiterhin gering.
Am Fuß des Stifts, das über der 6500-Einwohner-Gemeinde Kremsmünster thront, lehnen an diesem Morgen zwei Tretroller an der ockergelben Hausmauer der Neuen Mittelschule, aus deren ersten Stock Kinderstimmen zu hören sind. „Du musst einen Meter Abstand halten!“ ruft eine Schülerin durch den Klassenraum der 2A, in dem das Mädchen an diesem Tag mit drei weiteren Schülern sitzt – jeder an einem eigenen Tisch, die bunten Gesichtsmasken vor sich liegend. Ein Schüler seufzt ihr genervt entgegen: „Oida, Voda!“ Die Lehrerin versucht die Diskussion zu schlichten: „Hast du schon mit Englisch begonnen?“, fragt sie den Burschen. Daraufhin herrscht Stille.
Normalerweise unterrichten in der NMS Kremsmünster rund 30 Lehrer 192 Schüler. Seit die Coronakrise die Schule am 16. März zur Schließung zwang, ist die Normalität dem Ausnahmezustand gewichen. Das aktuelle Betreuungsangebot der Schule nutzen nur eine Handvoll Schüler – in der NMS sind es derzeit vier. Seit sechs Wochen versucht man hier, zwischen leeren Bankfächern und bunt getupften Vorhängen, eine Art Schulalltag zu imitieren.
Stundenweise wechseln sich die Lehrer ab. Doch an viel mehr als eine Imitation des Schulbetriebs ist derzeit nicht zu denken. Lediglich 2,7 Prozent der rund 1,13 Millionen österreichischen Schüler nutzen die Betreuung, wie aktuelle Zahlen zeigen. In Oberösterreich sind es aktuell 3369 (2,81 Prozent) der rund 200.000 Schüler.