Coronavirus

Angst vor Ansteckung: Wie es zur „Überreaktion“ einer jungen Ärztin kam

MOSCOW, RUSSIA - APRIL 28, 2020: A medical worker at an intensive care unit of the COVID-19 treatment facility at Vinog
MOSCOW, RUSSIA - APRIL 28, 2020: A medical worker at an intensive care unit of the COVID-19 treatment facility at Vinogimago images/ITAR-TASS
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Als „hysterisch und inakzeptabel“ bezeichnete Gesundheitsstadtrat Peter Hacker das Verhalten mancher Ärzte – und wurde dafür scharf kritisiert. Ganz aus der Luft gegriffen waren seine Aussagen aber nicht.

Rückblickend betrachtet ist es durchaus erstaunlich, wie unbeschadet der Wiener Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) seine ungewöhnlich harte Attacke auf Ärzte inmitten der Corona-Krise überstanden hat. Wobei, für seine Verhältnisse war sie gar nicht so ungewöhnlich und hart, verbindet ihn doch so etwas wie eine Hassliebe zu Ärzten.

Jedenfalls sorgte er Ende März in einem Interview mit dem „Falter" mit dieser Aussage über Ärzte für Empörung: „Es wäre eigentlich zu erwarten, dass sie im Umgang mit Viren am entspanntesten sind, denn sie wissen am besten über Ansteckungen Bescheid. Sie wissen, welche Schutzmechanismen funktionieren und welche nicht. Es ist fatal und an sich inakzeptabel, wie hysterisch da zum Teil reagiert wird."

Starker Tobak angesichts der Tatsache, dass es Ärzte (und natürlich Pflegekräfte) sind, die an vorderster Front die Ausbreitung der Epidemie bekämpfen und jeden Tag Covid-19-Patienten behandeln – trotz anfangs mangelnder Schutzausrüstung und nicht zu unterschätzender Ansteckungsgefahr, wie die Erfahrungen aus China und insbesondere aus Italien gezeigt haben, wo auch viele junge Ärzte und Pflegekräfte an den Folgen einer Coronavirus-Infektion gestorben sind.

Anfangs große Angst

Aber so schnell der Aufschrei der Ärzte kam, so schnell ging er auch wieder. Weil sie nämlich selbst am besten wussten, dass Hacker nicht ganz unrecht hatte. Denn tatsächlich war die Sorge um ihre Gesundheit vor allem in den ersten Wochen der Epidemie beachtlich. Und nahm zuweilen groteske Züge an, wie ein Beispiel aus einem Wiener Gemeindespital verdeutlicht, nachdem Ende Februar die ersten Patienten positiv auf das Coronavirus getestet wurden. Darunter jener ältere Mann, der sich schon länger in stationärer Behandlung befand und erst getestet wurde, als sich sein Zustand trotz intensivmedizinischer Behandlung nicht besserte. Die Angst war damals groß, dass er in dieser Zeit Mitglieder seines Behandlungsteams angesteckt haben könnte – sie wurden aber alle negativ getestet. Auch dem Patienten geht es mittlerweile wieder gut.

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