Porträt

Beethoven zum Einstimmen

Die Presse/Clemens Fabry
  • Drucken

Martin Strommer, Leiter des Gemeindebau-Chors, hat seine Proben auf YouTube verlegt, um die Wiener mit dem Singen gut durch die Krise zu bringen.

Zuerst wird aufgewärmt. Martin Strommer beginnt mit ein, zwei Atemübungen, dann Schulterkreisen, schließlich werden noch die Arme abgeklopft. Dabei immer der Blick in die Kamera. Als Nächstes schneidet er wilde Grimassen. Schließlich will „das Instrument“ gut gelockert werden. Selbst da bleibt seine Miene professionell. Denn Strommer ist am Arbeiten. Home Office bedeutet für ihn allerdings nicht, in Zoom-Meetings zu sitzen, sondern am Klavier.

Der 40-Jährige leitet den 1. Wiener Gemeindebau-Chor. Weil sich auch der seit Mitte März nicht mehr treffen kann, musste man umsatteln. Nun filmt sich Strommer wöchentlich selbst, wie er eine Chorprobe simuliert. Es sei fast wie eine normale Probe, meint er. „Begrüßung, Stimmübungen, dann gehe ich das Lied durch.“ Vom Sopran bis zum Bass, jede Stimme wird nacheinander eingesungen. „Ich tu' so, als hätte ich Leute vor mir.“ Ganz normal ist es aber dann doch nicht. „Ich nehme an, so fühlt sich ein Nachrichtensprecher, wenn er im leeren Studio sitzt.“

Das erste Video sei ein Sprung ins kalte Wasser gewesen. Mittlerweile funktioniert es so gut, dass das Wiener Nachbarschaftsservice „Wohnpartner“, zu dem der Chor gehört, die Videos öffentlich auf YouTube stellt. Möglichst viele Wiener sollen zum Mitsingen motiviert werden. Die Noten gibt es vorab als Download.

Hemmschwelle überwinden

Als erstes Lied war „Freude schöner Götterfunken“ an der Reihe. Nicht nur wegen des Beethovenjahrs habe er das Lied ausgesucht, auch weil die Europahymne passend sei in dieser Zeit. „Es ist ein Lied, das die Leute zusammenbringen kann“, sagt Strommer. Halbwegs einfach zu lernen mussten die Lieder aber auch sein, gibt Strommer zu. Schließlich will man die unerfahrenen Sänger nicht gleich wieder vergraulen.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.