Warum warnte der Kanzler vor so vielen Toten? Armin Wolf fragte in der "ZiB 2" hart nach, bei den Erklärungen brachte Kurz auch seine Emotionen ins Spiel.
Knappe 20 Minuten dauerte das Interview, das Bundeskanzler Sebastian Kurz am Mittwochabend Armin Wolf gab. Darin sprach er über steuerliche Entlastungen, die schon heuer kommen könnten ("Die Presse" hatte bereits zuvor berichtet), widersprach Neuwahl-Gerüchten ("das ist absurd") und ließ beim Arbeitslosengeld manches offen. Was neu war: Wolf befragte den Kanzler recht streng zu den einschneidenden Maßnahmen, die viele Wochen in Österreich galten.
Regierungspolitiker werden nun im ORF also langsam wieder wie vor Corona behandelt, denn die Zahl der Unterbrechungen vonseiten des Interviewers verhielt sich umgekehrt proportional zur Zahl der Neuinfektionen im Land. So ging Wolf dem viel zitierten Satz des Kanzlers nach, wonach bald jeder in Österreich jemanden kennen werde, der an Corona verstorben ist. "Sie haben das am 30. März hier im ORF gesagt, obwohl das bereits damals angesichts der Daten völlig unrealistisch war. Warum?"
Dass man die Bevölkerung mit allen Mitteln dazu bringen wollte, die Maßnahmen einzuhalten, war freilich nicht die Antwort. Vielmehr: Es habe so viele unterschiedliche Meinungen von Experten gegeben, sagte Kurz, und er sei froh, dass die Abflachung der Kurve "fast noch schneller funktioniert hat, als wir uns das erwartet haben". Wolf, übrigens noch immer mit Bart, aber mittlerweile wieder ohne Brille, brachte einen kritischen Vergleich mit Deutschland.