Pizzicato

Virologen mit Sex-Appeal

„Washington ist das Hollywood der hässlichen Leute“, ist ein Diktum, das auf die Prä-Trump-Ära zurückgeht.

In Zeiten Barack Obamas war der Star-und Glamourfaktor indes so hoch, dass das jährliche White House Correspondents' Dinner rund um den 1. Mai sich des Andrangs aus La-La-Land kaum erwehren konnte.

Jetzt, da die Filmbranche in Coronazeiten stillsteht, kehren sich einst unumstößliche Prinzipien um. Late-Night-Show-Moderatoren haben „Field Days“ – Jux und Gaudi mit dem Präsidenten. Und Virologen wie Anthony Fauci avancieren zu Superhelden mit Sex-Appeal im weißen Kittel wie aus Hollywood-Blockbustern. Unlängst war Fauci zu Gast in der Show von Will Smith, und er erklärte einer Sechsjährigen, dass die Zahnfee gegen das Virus immun sei.

Wie tröstlich! Neulich schlüpfte in „Saturday Night Live“ einer in die Rolle Faucis, der spätestes seit Quentin Tarantinos „Once Upon a Time in Hollywood“ als „King of Cool“ gilt. Brad Pitt spielte den 79-Jährigen mit rauchiger Stimme und Brooklyn-Akzent – und Fauci, ein schmaler, asketischer Arzt, fühlte sich geschmeichelt. Pitt und Co. signalisieren: Solange Dr. Fauci in Amt und Würden ist – seit Beginn des Aids-Zeitalters unter Ronald Reagan –, ist die Welt einigermaßen in Ordnung und Rettung in Sicht. Und samstags sowieso, bei der Kultshow „Saturday Night Live“. (vier)

Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.05.2020)

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