Einblicke

Wie wohnt Wien eigentlich?

Schlicht und luftig, bunt und verziert: Auf der Instagram-Seite „Wie Wien wohnt“ zeigen Bewohner der Hauptstadt ihre Wohnzimmer her.
Schlicht und luftig, bunt und verziert: Auf der Instagram-Seite „Wie Wien wohnt“ zeigen Bewohner der Hauptstadt ihre Wohnzimmer her.(c) WieWienWohnt
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Der private Wohnraum wird durch Plattformen wie Instagram öffentlich. Und in der Corona-Krise gibt es dank der Videogespräche noch mehr Einblicke.

In einem luftigen Wohnzimmer steht der schlichte Arbeitstisch mittig im Raum, Tulpen in der Vase, eingerahmte Bilder symmetrisch an der Wand platziert. Christine mit weißem Käppi sitzt am Tisch, Wien 1200. Anderes Wohnzimmer, oder besser gesagt: Wohnküche, geräumig, Parkettboden, ein Dartspiel an der Wand, auf dem langen Holztisch stehen zwei Melanzani, Raffi und David haben sich Rotwein eingeschenkt, Wien 1090. In einem weiteren Wohnzimmer ist es weniger luftig und anders heimelig: Orientteppich in dominantem rot, rote Sitzlandschaft, gut gefülltes Bücherregal, ein Heimtrainer, geraffte Vorhänge. Bozena trägt ein weites, buntes Kleid und lächelt in die Kamera, 1090 Wien. Statische Momentaufnahmen aus dem gemütlichen Teil des Wohnraumes.

»„Wir wollen alles zeigen: den Gemeindebau, das Penthouse, die Studenten-WG.“«

Als Marie-Louise Gahleitner und Hannah Doppel vor etwa einem halben Jahr begannen, Wiener Wohnzimmer und ihre Bewohner zu fotografieren, waren sie überrascht über die Bereitschaft der Menschen, sie in ihren Wohnraum hineinzubitten. „Ein Wohnzimmer“, sagt die Studentin Doppel, „ist doch sehr persönlich.“ Doppel und die Marketing-Angestellte Gahleitner stellen die Bilder regelmäßig auf ihre neu gegründete Instagram-Seite „Wie Wien wohnt“. Auf die Idee kam Gahleitner, erzählt sie, als sie sich mit der Arbeit der Fotografin Adrienne Salinger beschäftigte, die in den Neunzigerjahren amerikanische Teenager in ihren Zimmern ungefiltert ablichtete. Ihre Bilder sind direkt wie lebhaft, an den Wänden hängt mal ein Plakat von Iron Maiden, mal von Nelson Mandela. „Wir wollen alles zeigen“, beschreibt Gahleitner ihren Zugang. „Den Gemeindebau, das Penthouse, die Studenten-WG, die Großfamilie, Wohnzimmer von Menschen, die nur temporär in Wien leben, egal, ob sie alle hier geboren sind oder nicht.“ Und weil das Wohnzimmer in seiner Individualität im Vordergrund stehen soll, geben Gahleitner und Doppel unter den Bildern nur den Vornamen und den Bezirk der Bewohner an.

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