Wolfgang Bauer über seinen Freund Franz Ringel: „Er schmiert die Farben so hin, dass man merkt, was Farben sind. Die Verrückten im leiseren Bildhintergrund staunen darüber lächelnd.“ (Ausschnitt).
Augenblicke

Franz Ringel: Emotionen eines malenden Krokodils

Sein Werk ist von Albert Paris Gütersloh, Jean Dubuffet und der radikalen Künstlergruppe CoBrA – die jede stilistische Etikettierung ablehnt – geprägt: Franz Ringel. Die Bilder des enthemmten Künstlers entstehen aus den Tiefen des Unbewussten.

Milchgasse 1. Eine bizarre Adresse für ein Lokal, in dem Alkohol Treibstoff fantasievoller Gespräche ist. Hier, im von Rauchschwaden durchzogenen Gutruf hinter der Wiener Peterskirche, ist das erweiterte Wohnzimmer vieler Künstler und Lebenskünstler, Selbstdarsteller und Szenefiguren der Wiener Bohème. Seit den 1960er-Jahren verkehren hier H. C. Artmann, Hrdlicka, Hundertwasser und Wotruba. Und die junge, hochattraktive Erni Mangold. Sie ist lange Zeit die einzige Frau, die in diesem Macho-Biotop als Gast akzeptiert wird.

Wenn Helmut Qualtinger da ist – sein gemeinsam mit Carl Merz geschriebener Monolog Der Herr Karl soll hier im kleinen Lokal in der Milchgasse seinen Ausgangspunkt haben – scharen sich alle um ihn. Jeder versucht, auch mit einer Wuchtel zu punkten. Franz Ringel, ein scheuer, introvertierter Maler aus Graz, der sich eher im Hintergrund aufhält, erzählt auch eine Geschichte: „Mein Vater hat die Äpfel im Keller aufgelegt, wir durften immer nur die essen, die schon Flecken hatten. Als ich mein erstes Bild verkauft habe, hab ich mir dann einen frischen Apfel gekauft. Das war für mich Reichtum.“

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