Glosse

Wien darf nicht Ischgl werden

In der Bundesregierung rechnet man durchaus mit einer zweiten Welle, vor allem jetzt, da nach und nach alles wieder aufsperrt. Auch wenn sie nicht mehr so stark sein sollte wie die erste, schließlich halten die Menschen mittlerweile Abstand, tragen Maske, geben sich nicht die Hand, sind auch nicht mehr beim Après-Ski. Begegnen wird man dieser zweiten Welle dann höchstwahrscheinlich mit regionalen Lockdowns. Sprich: Steigen in einer Gemeinde die Fallzahlen übermäßig, ist die Gemeinde zu.

Wien sollte also – auf sich – aufpassen. Während fast überall die Infektionen zurückgehen, steigen sie in Wien an. Aus der Stadtregierung heißt es zwar, das betreffe nicht den öffentlichen Raum, sondern sei auf Familien begrenzt und zuletzt eben auch auf ein Flüchtlingsheim. Aber der zunehmend sorgloser werdende Umgang in Parks und Geschäften, auf Märkten und Straßen, lässt den Schluss zu, Social Distancing sei in Wien zum Teil schon überwunden.

Wir erleben derzeit in Österreich eine Phase der eingeschränkten Lockerung. Die Stadt Wien, auch deren Bevölkerung, sollte dabei das Adjektiv nicht unter den Tisch fallen lassen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.05.2020)

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