Walk of Häme

Hubschraubergeld für Flugzeuge

Oder: Warum bald getestet wird, ob die Wiener gegen Ibiza-19 immun sind.

Mai also. Während normalerweise die Frage im Mittelpunkt steht, ob das Wetter schon das erste Baden zulässt oder noch das Aprilige überwiegt, sind dieses Jahr schon viele zufrieden damit, wenn am Zwickelsamstag die Malls und Friseure wieder offen haben. Später in diesem Monat könnte die Pandemie dafür sorgen, dass neuerlich unerforschtes Territorium betreten wird: Nach Home-Schooling und Distance-Learning könnte nun auch noch Fenstertag-Teaching zum Einsatz kommen. Es gibt offenbar wirklich fast nichts, was Corona nicht möglich machen könnte.

Luxemburg hat diese Woche bekannt gegeben, einen ungewöhnlichen und weltweit einzigartigen Versuch zu unternehmen. Ausnahmslos alle Luxemburger sollen auf Covid-19 getestet werden. Bei 630.000 Einwohnern ist das ein überschaubares Vorhaben. Doch auch in Wien soll im Herbst ein Experiment in ähnlicher Breite stattfinden. Alle wahlberechtigten Wienerinnen und Wiener werden darauf getestet, ob sie schon gegen das politische Virus Ibiza-19 immun sind. Der Antritt von Heinz-Christian Strache bei der Wienwahl macht diesen Test unumgänglich. Es steht zu befürchten, dass die Herdenimmunität nicht nur beim Coronavirus noch nicht erreicht ist.

Dass die Freiheitlichen ihren Ex-Chef nicht unbedingt brauchen, um nur ganz wenig Raum für politische Satire zu lassen, hat der 1. Mai gezeigt. Der im Internet gestreamte Eineinhalb-Stunden-Auftritt der FPÖ-Spitze aus einer leeren Druckerei hatte gegenüber der traditionellen analogen Veranstaltung auf einem Linzer Markt aber immerhin den Vorteil, für keine zusätzlichen Infizierten gesorgt zu haben.

Noch länger begleiten wird uns wohl die Frage, ob es als Reaktion auf die Coronakrise in Österreich Helikoptergeld geben wird, also Direktzahlungen in Form von Bargeld oder Gutscheinen. Fix damit zu rechnen, dass von Österreich befüllte Hubschrauber einen Haufen Geld über ihren auf dem Boden geparkten Flugzeugen abwerfen, scheinen die Austrian Airlines. Vorher wäre übrigens interessant gewesen, wie die Airline in Zeiten von verordneten Mindestabständen kostendeckend zu fliegen gedenkt. Die Passagiere weiter so zusammenzupressen wie bisher und dazu noch eine Maskenpflicht auf mehrstündigen Flügen zu verhängen, gilt übrigens nicht als Antwort.

florian.asamer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.05.2020)

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