1. FC Köln

Auch Deutschlands Fußball quält die Testfrage

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BundesligaAPA/dpa/Roland Weihrauch
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Drei positive Corona-Tests beim 1. FC Köln zeigen, wie heikel die Vision des Saisonstarts ist. In Österreich herrscht Skepsis nach Minister Anschobers klaren Vorgaben. Der deutsche Sportminister Horst Seehofer sagt: "Es gibt keine Privilegien für die Bundesliga!"

Der Kölner Fußball-Profi Birger Verstraete hält die Maßnahmen nach den drei positiven Corona-Tests beim deutschen Bundesligisten für leichtsinnig. "Wir sollten vorerst nicht unter Quarantäne gestellt werden, und das ist ein bisschen bizarr", sagte der belgische Mittelfeldspieler dem TV-Sender "VTM". Beim 1. FC Köln waren zwei Spieler und ein Betreuer positiv auf das Coronavirus getestet worden.

"Der Physiotherapeut ist der Mann, der mich und andere Spieler wochenlang behandelt hat. Und mit einem der beiden fraglichen Spieler habe ich am Donnerstag im Fitnessstudio ein Duo gebildet", sagte Verstraete in dem Interview, über das "Het Laatste Nieuws berichtete.

Es sei daher "nicht ganz richtig", dass kein anderer aus dem Team der Kölner mit den Betroffenen in Kontakt gekommen sei. Der 26-Jährige rechnet mit weiteren Infektionen. "Ich denke auch daran, dass sich das Virus verbreitet hat", sagte Verstraete. Ihm stehe der Sinn derzeit nicht nach Fußball. Eine schnelle Wiederaufnahme der Saison hält Verstraete für "naiv".

Die Gesundheit seiner Familie und seiner Freundin seien für ihn "von größter Bedeutung". Dies würden auch viele andere Spieler so sehen. "Fußball ist nicht das Wichtigste", betonte der Belgier. Er könne sich vorstellen, dass viele Profis bei einer anonymen Befragung für einen Abbruch der Spielzeit votieren würden. "Erst Gesundheit, dann Fußball", sagte Verstraete.

Die drei Betroffenen bei den Kölnern waren in Abstimmung mit dem zuständigen Gesundheitsamt in Quarantäne geschickt worden. Der Rest des Teams setzt das Training wie bisher in Kleingruppen fort. Dies ist auch im medizinischen Konzept der Deutschen Fußball Liga für den Neustart der Bundesliga so vorgesehen. Die Proficlubs hoffen darauf, Mitte oder Ende Mai wieder spielen zu dürfen.

„Extreme Disziplin"

Taskforce-Leiter Tim Meyer forderte "extreme Disziplin" aller Beteiligten auch abseits des Spielfeldes: "Wenn diese Disziplin nicht eingehalten wird, dann kann das beste Konzept ins Wanken geraten", räumte er bei Sport1 ein. Da fast 2.000 Personen in der Bundesliga getestet worden seien, habe man "einige positive Fälle erwartet", sagte Meyer: "Ich möchte nicht ausschließen, dass es weitere gibt." Es sei natürlich auch möglich, dass zunächst negativ getestete Spieler "nachträglich positiv werden. Das ist auch einer der Gründe, warum wir wiederholt testen".

Bundesinnenminister und Sportminister Horst Seehofer zeigte sich offen für einen Wiederbeginn der Bundesliga, fordert aber zugleich strenge Auflagen. "Ich finde den Zeitplan der DFL plausibel und unterstütze einen Neustart im Mai", sagte Seehofer der "Bild am Sonntag": "Für mich ist aber auch klar, dass es keine Privilegien für die Fußball-Bundesliga geben kann."

Grundbedingung sei, dass es durch ein höheres Testaufkommen im Sport an keiner Stelle zu Engpässen im öffentlichen Gesundheitswesen komme, betonte der CSU-Politiker und verlangt strikte Auflagen im Falle eines Positiv-Tests: "Wenn es einen Corona-Fall in einer Mannschaft oder bei der Mannschaftsbetreuung gibt, dann müssen der gesamte Club und gegebenenfalls auch die Mannschaft, gegen die man zuletzt gespielt hat, zwei Wochen lang in Quarantäne." Das Interview sei nach Auskunft der Zeitung vor dem Bekanntwerden der drei aufgetretenen Corona-Fälle beim 1. FC Köln geführt worden.

(APA/dpa)

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