Wohnraum

Umdenken: Mehr Platz dank Corona?

Schulunterricht in einem Pariser Kinderzimmer
Schulunterricht in einem Pariser Kinderzimmer(c) REUTERS (Gonzalo Fuentes)
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Mikrowohnungen waren in den letzten Jahren ein von Bauträgern oft beschrittener Weg, um leistbaren Wohnraum zu schaffen. Ob dieser Trend nach Corona anhält, wird ebenso diskutiert wie andere Paradigmen im Wohnbau.

Wohnen, Arbeiten und Work-out – so mancher, der diese Funktionen in den vergangenen Wochen in einem Mikroapartment unterbringen musste, macht sich nun auf die Suche nach einer größeren Wohnung. „Ich erwarte eine Bewusstseinsänderung in Richtung tendenziell größerer Wohnungen“, sagt Richard Buxbaum, Leiter der Abteilung Wohnimmobilien bei Otto Immobilien. Ebenso sei die Nachfrage nach Außenflächen deutlich in die Höhe gegangen. Auch Erwin Hübl, Geschäftsführer von Hübl & Partner, ist überzeugt davon, dass die Coronakrise die Gesellschaft in Bezug auf ihre Wohnsituation sensibilisiert hat. Etwa durch die Tätigkeit im Home-Office, für das in der Planung zwischen fünf und zehn Quadratmeter Platz veranschlagt werden.

„Man braucht dafür aber auch Rückzugszonen. Die Wohnungsgröße hat also eine andere Dimension bekommen“, sagt Hübl, der Mikrowohnungen ohnehin als „gesellschaftspolitischen Rückschritt“ bezeichnet. Das Argument, dass Mikroapartments angesichts gestiegener Grund- und Baukosten eine Möglichkeit seien, leistbaren Wohnraum zu schaffen, lässt Hübl so nicht gelten. „Die Grundpreise sind tatsächlich in den letzten zehn, fünfzehn Jahren extrem gestiegen, aber davor hat sich jahrzehntelang nicht viel getan“, so Hübl. Trotz dieser Steigerung machten sie aber nur ein Viertel der Gesamtherstellungskosten im freifinanzierten Wohnbau aus. Darüber hinaus seien die Kosten im Wohnbau und die Kaufpreise im langjährigen Durchschnitt  parallel zur Gehaltsentwicklung verlaufen.

Um trotz hoher Grundpreise leistbaren Wohnraum zu schaffen, sollten wohnpolitisch andere Maßnahmen gesetzt werden, „als Menschen in enge Wohnungen zu quetschen“. Das Problem ließe sich demnach ganz leicht lösen, wenn man mehr in die Höhe bauen könnte. „Aber in Wien sind wir immer noch im verdichteten Flachbau unterwegs“, sagt Hübl. Eine weitere Möglichkeit sieht er in Eingriffen in Bestandsverträgen im sozialen und geförderten Wohnbau: „Wer viel verdient, sollte auch für seine Wohnung mehr bezahlen.“

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