Konjunktur

Industriestimmung im Euroraum auf Rekordtief

Der Eurozone-Industriesektor verzeichnete im April den bei weitem stärksten Wachstumseinbruch in der knapp 23-jährigen Umfragegeschichte. Experten der EZB-Geldpolitik rechnen mit einem herben Wachstumseinbruch im Euroraum in diesem Jahr.

Die Coronakrise hat die Stimmung in den Industrieunternehmen auf eine beispiellose Talfahrt geschickt. Wie das Marktforschungsinstitut IHS Markit am Montag in London mitteilte, fiel der von ihm erhobene Einkaufsmanagerindex für die Industrie im April auf ein Rekordtief.

Zum Vormonat sank der Indikator, der sich aus einer Umfrage unter Einkaufsmanagern ergibt, um 11,1 auf 33,4 Punkte. In einer ersten Schätzung waren noch 33,6 Punkte ermittelt worden.

"Der Eurozone-Industriesektor verzeichnete im April den bei weitem stärksten Wachstumseinbruch in der knapp 23-jährigen Umfragegeschichte", erklärte Markit-Chefvolkswirt Chris Williamson. "Verantwortlich hierfür waren die weit verbreiteten Geschäftsschließungen, die einbrechende Nachfrage und Lieferengpässe im Zusammenhang mit dem Ausbruch der COVID-19-Pandemie."

EZB-Beobachter erwarten Konjunktureinbruch

Experten der EZB-Geldpolitik rechnen wegen der Coronaviruskrise mit einem herben Wachstumseinbruch im Euroraum in diesem Jahr. Einer Erhebung der Europäischen Zentralbank (EZB) zufolge erwarten die befragten Volkswirte, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2020 um 5,5 Prozent schrumpft, wie die EZB am Montag in Frankfurt mitteilte.

Im Jänner waren sie noch von einem Wachstum von 1,1 Prozent ausgegangen. Für 2021 erwarten die Ökonomen dann einen Anstieg der Wirtschaftsleistung um 4,3 Prozent. Im Jänner war ein Plus von 1,2 Prozent erwartet worden. Die EZB befragt vier Mal im Jahr Volkswirte zu deren Inflations- und Wachstumsprognosen. Die Ergebnisse der Umfrage sind ein wichtiger Faktor, der in die geldpolitischen Überlegungen der Euro-Wächter einfließt.

Wegen der Viruskrise passten die Ökonomen auch ihre Inflationsprognosen an. Für dieses Jahr wird jetzt nur noch ein Anstieg der Verbraucherpreise von 0,4 Prozent erwartet statt wie noch im Jänner von 1,2 Prozent. Für 2021 rechnen die Volkswirte mit einer Inflation von 1,2 Prozent. Bisher hatten sie eine Teuerung von 1,4 vorhergesagt. Längerfristig gehen die Ökonomen weiterhin von 1,7 Prozent Inflation aus. Die EZB peilt knapp zwei Prozent als Idealwert für die Wirtschaft an, verfehlt dieses Ziel aber bereits seit Frühjahr 2013. Im April waren die Verbraucherpreise im Währungsraum binnen Jahresfrist lediglich um 0,4 Prozent angezogen.

(APA/dpa)

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