Dunkelziffer-Studie

Neue Stichprobe: Unter 1432 Personen ein Corona-Fall

CORONAVIRUS: PK 'ERGEBNISSE DER ZWEITEN DUNKELZIFFERSTUDIE' / PUCHHAMMER / FASSMANN / PA?KVAN
CORONAVIRUS: PK 'ERGEBNISSE DER ZWEITEN DUNKELZIFFERSTUDIE' / PUCHHAMMER / FASSMANN / PA?KVANAPA/HERBERT PFARRHOFER
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Maximal 11.000 Personen in Österreich sind der zweiten Stichprobenstudie zufolge mit dem Coronavirus infiziert. Auf eine Herdenimmunität könne man bei einer zweiten Welle nicht setzen.

In Österreich gehen die Infizierten-Zahlen weiter zurück. Das zeigen nicht nur die offiziell bestätigten Coronavirus-Fallzahlen, sondern auch die zweite repräsentative Stichprobenstudie, deren Ergebnisse Wissenschaftsminister Heinz Faßmann (ÖVP) am Montag präsentierte. Sie gibt Aufschluss über die Dunkelziffer der Infizierten in Österreich.

Insgesamt war bei der österreichweiten Studie, die diesmal von der Statistik Austria durchgeführt wurde, von 1432 Getesteten eine Person positiv. Das ist ein Anteil von 0,06 Prozent der Bevölkerung. Hochgerechnet auf das Land wären das 3500 Infizierte. Aufgrund dieser kleinen Fallzahl sei „diese Zahl mit Vorsicht zu genießen“, sagte Faßmann. Eher feststellen ließe sich die wahrscheinliche Obergrenze, die sich ergibt, wenn die Schwankungsbreite mit eingerechnet wird.

Demnach waren Ende April maximal 11.000 Personen in Österreich zusätzlich zu den Erkrankten in Spitälern mit dem Coronavirus infiziert, also ein Anteil von 0,15 Prozent der Bevölkerung. Verglichen mit der Sora-Studie zuletzt könne man also einen erheblichen Rückgang beobachten. Anfang April waren der ersten Dunkelziffer-Studie in Österreich zufolge zwischen 10.200 und 67.400 Personen infiziert.

Zusätzlich zur repräsentativen Stichprobenuntersuchung hat das Wissenschaftsministerium eine zweite, kleinere Studie beauftragt, um den Grad der Immunisierung festzustellen. Dazu wurden 540 Personen aus Risikogebieten mit bisher hohem Anteil an positiven Corona-Tests ausgewählt. 269 Personen wurden letztendlich getestet. Das Ergebnis: Selbst in den Risikogemeinden weisen nur 4,71 Prozent der Bevölkerung Antikörper auf, also jede 20. Person. "Das ist relativ gering" sagte Faßmann. "Wir müssen also wachsam bleiben." Der Anteil der Infizierten lag in den Risikogebieten bei maximal 0,75 Prozent.

Keine Hoffnung auf Herdenimmunität

Mit solchen Zahlen sei man weit entfernt davon, bei einer etwaigen zweiten Welle auf einen Gruppenschutz setzen zu können. Virologin Elisabeth Puchhammer von der Medizinischen Universität Wien sagte, man wisse nicht, „ob es je eine stabile Herdenimmunität geben kann“.

Grundsätzlich rechne man damit, dass man mit den bisherigen Erfahrungen eine zweite Welle besser abfangen könne. Cluster seien besser verfolgbar, sagte Puchhammer. Auch Faßmann betonte, dass „regionale Steuerung“ wichtig sei. Das habe Ischgl gezeigt. Er hofft, dass eine zweite Welle „nicht so durchrauscht, weil wir gelernt haben, damit umzugehen“.

Ob angesichts der Lockerungen die Infektionszahlen wieder steigen, werde man in etwa drei Wochen wissen, wenn sich etwaige Infektionsketten zeigen, sagte Puchhammer: „Wir müssen alle die Zahlen abwarten.“ Außerdem wird es eine weitere Stichprobenstudie geben.

Angst vor finanziellen Einbußen

Zusätzlich zu den medizinischen Tests wurde auch das Befinden der Menschen in Österreich untersucht. Alle getesteten Personen haben diesbezüglich einen Fragebogen ausgefüllt. Wie geht es den Österreichern in der Krise? Wie werden die Maßnahmen angenommen? Diese Fragen sollten beantwortet werden. Studienprojektleiterin Matea Paškvan von der Statistik Austria erläuterte: „Grundsätzlich zeigt sich ein positives Bild.“

Die Maßnahmen, also etwa Maskenpflicht oder Quarantänevorgaben, würden zu über 90 Prozent als angemessen erlebt. Weniger positiv findet mittlerweile etwa die Hälfte, dass man nicht sooft hinausgehen soll. Am meisten beschäftigt die Österreicher, dass finanzielle Einbußen auf sie zu kommen. Bei Personen mit kritischen Vorerkrankungen herrsche nicht nur eine besonders starke Angst vor, sich zu infizieren und schwer zu erkranken. Sie stellen demnach auch eine „psychische Risikogruppe“ dar. Familiäre Konflikte werden vor allem von Familien mit Kindern befürchtet.

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