Gastkommentar

Es gibt immer eine Alternative, so lange ich lebe

++ THEMENBILD ++ CORONAVIRUS - SITUATION IN DER WIENER INNENSTADT
++ THEMENBILD ++ CORONAVIRUS - SITUATION IN DER WIENER INNENSTADTAPA/HELMUT FOHRINGER
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Der Kanzler hat keine gewachsene Autoritätspersönlichkeit, er agiert autoritär. Er ermächtigt sich und überhöht sich durch religiöse Formulierungen.

Wie geht es den so genannten »Alphatieren«, wenn sie via ORF ausgerichtet bekommen, dumm zu sein, wenn sie vom Finanzminister gemaßregelt und als gierige, allgemeingefährliche Verharmloser denunziert werden? Was macht es mit dem willensstarken Sportler, wenn ihm verboten wird, allein im Wald zu trainieren? Unter welchen Rahmenbedingungen lasse ich mich führen, folge ich Anweisungen und gefährde zugleich mein Vermögen, sperre ich mein Unternehmen zu, sage ich Festivals und Lesungen ab, zerstöre ich meine Erfolgsformel? Um dem größeren Ziel zu dienen: Menschenleben zu retten.

Wohlgemerkt: das Leben von Österreichern und Österreicherinnen („und von allen, die in diesem Land leben“). Darum geht es jetzt. Nicht um das Leben von Klima- und Kriegsopfern, Selbstmördern, Passivrauchern, Flüchtlingen oder an Hunger Sterbenden.

Es gibt keine Alternative. Koste es, was es wolle. Was für ein Satz. Was für eine beherrschende Behauptung. Wenn ich in meinen 52 Lebensjahren etwas gelernt habe, dann ist es das Gegenteil davon. Es gibt immer eine Alternative. So lange ich lebe. Freiheit entsteht aus Alternativen.

Wer keine Wahl hat, ist nicht frei. Wer »Koste es, was es wolle« zum Schlachtruf erhebt, hat längst kapituliert, hat tatsächlich keine weltliche Alternative mehr vor Augen. Es gibt nur noch das Totale. Rette sich, wer kann. Wir werden alle sterben: entweder an Corona oder wirtschaftlich. Oder an beidem. »Es« – das Göttliche – will »es« so. Woraus bezieht der Kanzler die Ermächtigung, keine Alternative zu erlauben, nicht einmal den Dialog zu dulden darüber, ob auch andere Wege, andere Strategien zum lebensrettenden Ziel führen können? Während der kapitalistische Beraterstab »Think Austria« tagt und der Chef der Wiener Börse längst in Konsultationsrunden mit Kanzler und Finanzminister die Ordnung danach ausverhandelt? Herrscht dort auch die ohnmächtige Alternativlosigkeit? Oder werden dort die Weichen gestellt für die gewaltigen, Börse-freundlichen Maßnahmen – wie es Christoph Boschan dem staunenden Armin Wolf in der ZIB erklärte?

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