Hat die Regierung, um vor der Gefährlichkeit des Virus zu warnen, manchmal zu drastische Worte gewählt? Vermutlich. Rechtfertigt der Zweck die Mittel? Mitunter.
Eine der letzten Vernissagen vor dem Lockdown fand am 5. März im mumok statt. Dass die großartige Personale der 2017 verstorbenen Künstlerin Ingeborg Strobl wenige Tage später wegen der Coronamaßnahmen geschlossen (und nun bis Jänner 2021 verlängert) wurde, passt zu dieser kompromisslosen, zurückgezogen gelebt habenden Künstlerin. Vielleicht wäre sie ja nicht einmal zu ihrer eigenen Eröffnung gekommen.
Corona war in diesen frühen Märztagen längst in Österreich angekommen. Hunderte Menschen befanden sich in Heimquarantäne, am Flughafen wurde Reisenden aus Risikoländern Fieber gemessen, Italien weitete die Beschränkungen der Krisenregionen auf das ganze Land aus. Appelle der türkis-grünen Regierung, zur Eindämmung von Covid-19 Abstand zu halten, verhallten eher ungehört. Auch auf der Vernissage begrüßten einander nur die wenigsten mit Hüftkick oder Fußerlschmuserl. Sie streckten die Hände nicht zur Begrüßung aus, sondern erhoben sie zu einer Bitte-Abstandhalten-Geste. Oder falteten sie vor der Brust, murmelten dazu aber nicht „Namasté“, sondern „Coronavirus“. Die überwiegende Mehrheit, ich inklusive, machte auf Schertmichnix und witzelte über die Abstandhalter: Zu Tode gefürchtet ist schließlich auch gestorben. Corona? Ist doch jede Grippe gefährlicher.