Coronavirus

Proben überprüft: Patient in Paris hatte schon im Dezember Covid-19

Archivbild. Eine Pariser Klinikengruppe prüfte die Fälle beharrlicher Lungenerkrankgungen im Dezember und fand Sars-CoV-2.
Archivbild. Eine Pariser Klinikengruppe prüfte die Fälle beharrlicher Lungenerkrankgungen im Dezember und fand Sars-CoV-2.APA/AFP/NICOLAS ASFOURI
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Die Probe eines mittlerweile genesenen Mannes wurde im Nachhinein positiv getestet. Die WHO fordert andere Länder auf, ältere Proben zu testen, um dem Ursprung des Virus auf den Grund zu gehen.

In Frankreich könnte es bereits Ende Dezember einen Coronavirus-Fall gegeben haben. Die Infektion wurde im Nachhinein entdeckt - beim mutmaßlichen Patienten handelt sich um den 43-jährigen Amirouche Hammar aus der Nähe von Paris. Er habe trockenen Husten, Fieber, Müdigkeit und schwere Atembeschwerden gehabt, sagte Hammar dem Sender BFMTV am Dienstag. Im Krankenhaus von Bobigny wurde eine Lungeninfektion diagnostiziert.

Man habe ihm nicht sicher sagen können, was er hat - nur, dass es sehr ernst wäre, erzählte Hammar. Nach wenigen Tagen konnte er das Krankenhaus wieder verlassen.

Offiziell wurden in Frankreich die ersten Coronavirus-Fälle dann am 24. Jänner bekannt - es handelte sich dabei um Menschen, die einen Bezug zu China hatten. Nun haben aber Ärztinnen und Ärzte einer Klinikgruppe bei Paris bereits entnommene Proben von Menschen mit schweren Atemwegsinfektionen noch einmal getestet - und zwar auf Sars-CoV-2. Es handelte sich um Patientinnen und Patienten, bei denen damals keine sichere Diagnose gestellt werden konnte. Von mehreren getesteten Proben war eine positiv auf Covid-19 - jene von Amirouche Hammar, der am 27. Dezember in die Klinik eingeliefert wurde.

Hammar infizierte seine Kinder. Erst vor kurzem erfuhr er, dass er mit dem Coronavirus angesteckt gewesen ist. Er wurde von Professor Yves Cohen, Leiter der Intensivstation der Klinikgruppe Avicenne-Jean Verdier, kontaktiert. Hammar hatte keine Verbindungen zu China und war nicht ins Ausland gereist, bevor er im Dezember krank wurde. Die Ursache für seine Infektion ist offen. Seine Frau arbeitet in einem Supermarkt in der Nähe des Pariser Flughafens Charles de Gaulle und könnte das Virus mit nach Hause gebracht haben - möglicherweise war sie ein asymptomatischer Fall. Dort habe es Kunden gegeben, die direkt vom Flughafen kommen.

WHO fordert Länder zu ähnlichen nachträglichen Tests auf

Die Weltgesundheitsorganisation der UNO fordert auch andere Staaten dazu auf, ähnliche Krankheitsfälle von Ende 2019 nachträglich auf eine Coronavirus-Infektion hin zu überprüfen. Es sei möglich, dass sich noch mehr Lungenentzündungs-Patienten als frühe Corona-Fälle entpuppen, sagte WHO-Sprecher Christian Lindmeier am Dienstag in Genf.

Diese Fälle zu entdecken, würde dazu beitragen, dass die Welt sich ein "neues und klareres Bild" des Ausbruchs machen könnte. Die chinesischen Behörden hatten die WHO am 31. Dezember erstmals über die neue Lungenkrankheit unterrichtet. Bisher wurde davon ausgegangen, dass sie sich erst ab Jänner in Europa ausbreitete.

WHO-Sprecher Lindmeier sagte, das Ergebnis der Studie sei nicht überraschend. Gleichwohl ergebe sich ein völlig neues Bild. Die Erkenntnisse würden dabei helfen, die "potenzielle Zirkulation von Covid-19" besser zu verstehen. Angesprochen auf den allgemein angenommenen Ursprung des Virus in China sagte Lindmeier, es sei sehr wichtig, dem nachzugehen.

Spekulationen um den Ursprung des Virus

Insbesondere die US-Regierung wirft China vor, bewusst Informationen über das Virus zurückgehalten und so zur weltweiten Ausbreitung des Covid-19-Erregers beigetragen zu haben. Auch mutmaßt sie, dass das Virus in einem Labor in der chinesischen Großstadt Wuhan entstanden sein könnte. Einige Wissenschafter haben aber die Einschätzung geäußert, dass es tierischen Ursprungs ist.

In der chinesischen Stadt Wuhan habe es schon im Dezember mysteriöse und zunächst nicht als Infektionen mit einem neuen Virus erkannte Lungenerkrankungen gegeben. Menschen aus Wuhan könnten das Virus bei Reisen im Dezember unbewusst nach Frankreich und in andere Länder eingeschleppt haben. "Es ist gut möglich, dass weitere frühere Fälle in anderen Ländern entdeckt werden, wenn Gewebeproben jetzt im Nachhinein auf das Virus getestet werden", sagte WHO-Sprecher Christian Lindmeier.

(APA/dpa/Reuters)

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