Gastkommentar

Vom Ende des Weltbürgertums

People sit in the waiting area at Vienna International Airport in Schwechat
People sit in the waiting area at Vienna International Airport in SchwechatREUTERS
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Globalität ist nun ein Wort des Schreckens: Angesichts der Pandemie zerfällt Pan-Europa in ein Mosaik nach innen gekehrter Staaten.

In seiner Lebensgeschichte Mosis schrieb der jüdische Stoiker und Bibelexeget Philon aus Alexandria, dass der rechtschaffene Mensch ein Bürger aller Welten sei, ein kosmopolites, stets willkommen in jeder Stadt und an jedem Ort. Der melancholische Kaiser Marcus Aurelius meinte, dass dem wahren Weisen kein Land der Erde verschlossen bliebe. Immanuel Kant verstand unter weltbürgerlicher Absicht einen Begriff der ganzen Menschheit, dem wir alle Rede und Antwort stehen. Heute, in der leider letzten noch lebenden Sprache der Weltbürger, sprechen wir vom global citizen.

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Global citizens sind wir alle geworden durch unseren Anteil an einer globalen Kultur, einer globalen Wirtschaft, einer globalen Politik, die uns etwas angeht, auch wenn wir uns gelegentlich hinter der nationalen verbarrikadieren. Wer sich heute einen Kosmopoliten nennt, fühlt sich zu Hause in jeder Kultur, denkt offen über die Grenzen hinaus, schreibt gern transnational und überliberal, gibt sich manchmal sogar ganz diasporisch, versteht sich als Jetsetter aller Länder, ohne an eine enge Heimat gebunden zu sein.

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