Kunstoff

Verpackungsindustrie wirbt für mehr Plastik

Die Verpackungsindustrie will die Kunststoffdiskussion versachlichen.
Die Verpackungsindustrie will die Kunststoffdiskussion versachlichen.APA/AFP/FREDRIK VARFJELL
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Die Umweltpolitik rückt mit einer Reihe an neuen Verordnungen der Kunstoffindustrie zu Leibe. Doch die setzt sich nun zur Wehr. Denn ein Plastikverbot sei nicht zielführend – auch dem Klima zu Liebe.

Glas statt Plastikflasche, in Papier gerollt statt eingeschweißt, wiederverwenden statt wegwerfen: Der Weg zu einer umweltfreundlicheren Wirtschaft scheint so einfach. So schaffte es der Ruf nach weniger Plastik auch ins Regierungsprogramm.

Doch nun fordert die Verpackungs- und Entsorgungsbranche mehr Sachlichkeit in der Diskussion. Denn der Aspekt, dass Glasflaschen schwerer sind als PET und beim Transport mehr CO2 entsteht, falle oft unter den Tisch. Verpackung aus Kunststoff stelle Hygiene und Haltbarkeit sicher. Auch in der Medizin sei Kunststoff nicht mehr wegzudenken.

Hier dürften keine faulen Kompromisse eingegangen werden. Um sich bei der Politik und der Bevölkerung Gehör zu verschaffen, haben Greiner, Alpla, Nestlé Österreich, Coca-Cola Österreich, Interseroh Österreich, Engel Austria und Erema die „Plattform Verpackung mit Zukunft“ gegründet und laden auch weitere Firmen ein, dieser beizutreten.

Einheit beim Gelben Sack

Die Negativ-Kampagne gegen Kunststoff müsse auf eine sachliche Basis gestellt werden, sagt Manfred Hackl, Chef von Erema. Das Ansfeldener Unternehmen entwickelt Kunststoffrecyclingmaschinen und kritisiert das komplexe Recycling-System. Hackl zufolge geben es allein im Umkreis von Linz drei verschiedene Sammelsysteme. Auch Franz Sauseng, Geschäftsführer des Abfallunternehmens Interseroh, fordert ein einheitliches Sammelsystem - besonders für den Gelben Sack -, und eine „Verbesserung der Infrastruktur in den Bereichen Trennung, Sammlung, Sortierung und Recycling“ sowie eine Förderung von Verpackungslösungen, die zu 100 Prozent wiederverwendbar, wiederverwertbar oder recyclingfähig“ seien.

Erst im Februar sprach Verkehrs- und Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) von einer Wiedereinführung eines Pfandsystems für Getränkeverpackungen. Coca Cola wäre dem nicht abgeneigt, sei aber auch für eine komplett neue Lösung offen, sagte Philipp Bodzenta, Sprecher von Coca-Cola Österreich

Plastik in Meer

Welchen Weg Österreich hier einschlägt, ist noch offen aber die europäische Einwegkunststoff-Richtlinie tritt ab nächsten Jahr in Kraft. Damit sind Einweg-Erzeugnisse aus Kunststoff künftig verboten. Anstoß dafür war eine Erhebung, der zu Folge Kunststoff-Einwegprodukte die Hälfte des Abfalls an Europas Stränden ausmachen.

Axel Kühner meint, es ziehe ihm den Magen zusammen, wenn er an Plastik im Meer denkt. Dem Chef des Kunststoffverarbeiters Greiner in Kremsmünster gehe es darum, nicht Kunststoff zu vermeiden, sondern Kunststoffabfall. Schließlich würde 90 Prozent der Energie für das Produkt aufgewendet und nur zehn Prozent für die Verpackung. Seien einem diese Sachverhalte bewusst, könne man bessere Entscheidungen treffen, so Kühner. Für diese will sich die Plattform nun einsetzen. (mad.)

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