Online-Wildnis

Natur im Internet: Bitte nicht zähmen

Naturzugang. Das Schloss Hollenegg für Design öffnet sich diesmal nur im Internet.
Naturzugang. Das Schloss Hollenegg für Design öffnet sich diesmal nur im Internet.
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Wenn die Wildnis online geht: Das Schloss Hollenegg für Design versetzt die Ausstellung "Walden" ins Internet.

„Walden", das klingt schon so, als müsste es an einem ganz bestimmten Ort stattfinden. Egal, ob als Zustand oder Tätigkeit. Und ja: Ursprünglich war es auch der Wald, in seiner ungezähmteren Form, mit der sich Henry David Thoreau in seinem Buch auseinandersetzte. "Walden", eine Ausstellung dieses Titels, hätte fast in diesem Jahr noch einen anderen Raum bekommen, einen temporären. Und vor allem einen, der sich leicht abbilden lässt, weil er historisch und ästhetisch ist, aber doch nur erlebbar, wenn man wirklich dort ist: Das Schloss Hollenegg in der Steiermark. Und jetzt, da gerade kulturelle Räume sich krisenbedingt dem Publikum verschließen, bekommt die Austellung eben einen anderen: Einen sogar, der für jeden erreichbar ist, für das lokale wie für das internationale Publikum, das seit Jahren begleitet, was im Schloss Hollenegg unter dem Appendix "für Design" passiert. Ins Virtuelle hat die Ausstellungskuratorin Alice Stori Liechtenstein das Konzept, die Inhalte, die Designpositionen versetzt. Kurzerhand. "Denn eine Absage stand für mich nicht zur Debatte". Dazu war schon zu viel Budget verwendet worden. Aber vor allem hätte sie einige Designer hängen lassen müssen, die sich schon monatelang mit ihren Beiträgen einem Thema genähert hatten: Wie man sich gestalterisch auf die Natur einlässt. Und dabei die extra romantisch behübschten Seiten auslassen kann.

"Denn die Natur hat vor allem auch ihre wilden, gefährlichen, unangenehmen, schmutzigen, ungeschönten Aspekte", zählt Liechtenstein auf. Gerade diese sollen sich in den gestalterischen Beiträgen zu "Walden" abbilden. Auch so etwas wie "Gatsch", erzählt Liechtenstein, fällt nicht unbedingt ins gängige ästhetische Naturklischee. Kein Grund, nicht einmal Vasen daraus zu machen. Oder einmal die Fliegen fliegen zu lassen in der Naturbetrachtung, nicht nur anmutig die Bienen summen. "Wir müssen im Alltag jedenfalls auch den Spagat schaffen zwischen Technologie und Natur. Es kann kein Entweder-oder geben", meint Liechtenstein.

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