Coronagespräche

Simone Springer: "Man muss als Modelabel wie ein Tausendfüßler aufgestellt sein"

Die Rosa-Mosa-Gründer Yuji Mizobuchi und Simone Springer.Porträt
Die Rosa-Mosa-Gründer Yuji Mizobuchi und Simone Springer.PorträtElsa Okazaki
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Simone Springer ist Kogründerin des Labels rosa mosa: Die Modeunternehmerin hat schnell auf die neue Situation reagiert. Wie sie jetzt neue Vertriebswege zu erschließen versucht und worauf sie in den kommenden Monaten hofft, hat sie dem „Schaufenster“ verraten.

Simone Springer und Yuji Mizobuchi gründeten gemeinsam das in Wien ansässige Label rosa mosa - die Schuhe, Accessoires und Kapselkollektionen der Marke sind unverkennbar. Ausführliche Materialrecherche, manchmal sogar die Entwicklung neuer Produktionstechniken (etwa ein Verfahren für Leder-Blaudruck), sind charakteristisch für die Arbeit der beiden. Dem „Schaufenster“  gab Simone Springer Einblick in ... .

Wie gehen Sie mit der derzeitigen Situation um? 

Ich bin im Ruck-Zuck-Tempo dabei, den über die letzten beiden Dekaden aufgebauten Großhandel meiner Produkte um den Direktverkauf zu erweitern. Dafür planen Modefirmen in der Regel Jahre, wir haben ein paar Wochen - eine echte Herausforderung!

Wie kann es in der Mode weitergehen, was wird sich Ihrer Meinung nach verändern?

Das Modebusiness, so wie es die letzten paar Jahre existiert hat, gibt es nicht mehr und ist auch in seiner ursprünglichen Form nicht mehr wiederbringbar. Darüber bin ich nicht nur unglücklich, seit 20 Jahren vier Mal im Jahr nach Paris zu fahren und das noch einmal 20 Jahre tun zu müssen, ist ehrlich gesagt keine sexy Aussicht gewesen. Ich denke, nicht nur unser Onlineshop, sondern auch lokale Verkaufsstrukturen werden ab sofort und in den kommenden Jahren für uns sehr wichtig werden.

Geschäfte dürfen jetzt wieder offen halten, ist das eine Erleichterung? Können Sie schon abschätzen, wie sich die Situation entwickelt?

Wir haben nach wie vor per Appointment in unserem Laden hier in 1060 geöffnet, wir liefern darüberhinaus auch im Umkreis von 200 Metern kontaktlos an die Haustüre.
Sehr gerne wird momentan online bestellt und dann entweder verschickt oder persönlich abgeholt. Wir erhalten zur Zeit viele Onlinebestellungen aus Österreich, aber auch aus den U.S.A. 
Der Versand innerhalb Österreichs ist momentan kostenlos, das wird sehr gut angenommen. 

Gibt es Modelle, die jetzt besonders gern gekauft werden?

Vorallem die Donau Clogs in metallic blau und die Shake Sandalen in silber, aber auch die Opanken. Unsere neuen Saddle Bags in französischem Canvas sind jetzt sehr populär, vor allem die safranfarbige. Und die Portemonnaie-Serie geht eigentlich immer als Geschenk. Bestellt werden immer gern unsere Indigo-Masken, aber auch handgefertigte Schuhe und Taschen.

Donau Clogs
Donau ClogsDaniel Niederberger
Shake Sandalen
Shake SandalenDaniel Niederberger

Welche Art von Unterstützung würde Ihnen jetzt besonders helfen, bekommen Sie Unterstützung aus einem der Hilfsfonds?

Unsere Umsatzeinbrüche werden sich erst im Herbst zeigen, unsere internationalen Geschäftskunden hatten und haben ja teilweise noch Ihre Läden geschlossen, daher auch weniger Budget für die Winterware. 
Ich hoffe auf die Wien-Onlineförderung. Unseren Webshop auch in Richtung B2B auszubauen, wird uns als Marke sehr helfen.

Kann die Krise auch eine Chance für eine positive Entwicklung darstellen? Wie könnte dies aussehen?

Durchaus! Man muss als Mode-Label zunehmend wie ein Tausendfüßler aufgestellt sein, wenn ein Verkaufsweg wegfällt, greifen dafür andere. Wie gesagt, ich denke, dass es wichtiger sein wird, vor Ort präsent zu sein. Und ich hoffe, dass das nicht nur ein Trend bleibt. Vielleicht auch eine gute Zeit für einen eigenen rosa mosa Laden in Wien.

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